
war den ganzen Winter hindurch (nunmehr seit
fünf Monaten) kein Regen gefallen und selbst
das Vieh erkrankte und starb aus Mangel an
Nahrung. Der Acker war daher hin und wieder
ganz unbestellt geblieben und die Bewohner hatten
zum Theil mit ihrem Vieh in den Gebirgsgegenden
eine Zuflucht gesucht. Ganz in der
Nähe des endlosen Flusses fanden wir jedoch in
den Niederungen noch eine ziemlich frische Vegetation.
Besonders bedeckte Galenia africana
hier ausgedehnte Strecken zwischen höherem Gebüsch.
Sie ist eins der gesundesten Futter für
Pferde, aber das Rindvieh liebt diese Pflanze
nicht.A
m Mittage befanden wir uns am Ufer des
BreecLerivier, der in dieser Jahrszeit, an der
Stelle, wo wir ihn auf der ersten Reise durchritten,
und überhaupt nicht zu durchwaten ist.
Er würde zur Winterszeit die Gemeinschaft zwischen
Zwellendam und der Gapstadt ganz aufhe-
ben, wenn man nicht eine Fähre angelegt hätte,
auf welcher die Reisenden mit ihren Wagen und
Pferden und Ochsen bequem übergesetzt werden
können. Diese Fähre liegt etwa eine Stunde seitwärts
von dem geraden Wege ab, weil man sie
nur da anlegen konnte, wo der Strom nicht zu
starken Fall hat und sich ruhiger über ein breites
Bette ergiefst. Jeder der sich ihrer bedient,
zahlt anderthalb Thaler Fährgeld, und das Recht
dieses Fährgeld zu heben nebst dem freien Gebrauch
eines in der Nähe liegenden Lehnplatzes
ist an einen Colonisten verpachtet, der zugleich
für, die Unterhaltung des Fahrzeuges und die Anschaffung
des nöthigen Tauwerkes Sorge trägt.
Dieses Fahrzeug ist eine Art von fliegender Brük-
ke, die an einem starken über den Flufs gespannten
Seil, von einem Ufer zum ändern gezo-
t gen und auch im Holländischen Pont genannt I wird. Bei dem Aufseher Namens Goen, der den I Titel Pontman führt, blieben wir, bis unser Wa- 1 gen eintraf und wurden von ihm mit einem Mit-
I tagsessen bewirthet, das er uns durch allerhand I lustige Einfälle und drollige Geschichtchen, die
I er mit ungemeiner Redseligkeit vortrug, noch zu
I würzen sich bemühte.
Das Hinüberfahren über den ziemlich brei- I ten Strom hat hier einen eignen Reiz, weil es I fast der einzige Punct in der ganzen Colonie ist,
■ wo man einen ziemlich grofsen Wasserspiegel I übersieht und selbst auf einem Schiffe sich belin- I dend einmal recht lebhaft an die vaterländischen I schiffbaren Ströme erinnert wird. Die hohen busch- I bewachsenen Ufer, das auf der kahlen Höhe in I einiger Entfernung liegende Haus des Pontmans I und die im Hintergründe sich hebenden fernen I Gebirge geben einmal wieder einen malerischen I Anblick, der in diesem Lande leider so selten ist *).
Ohne weiter etwas Merkwürdiges gesehen zu
I haben, kamen wir Abends in Zwellendam an und I traten in dem Hause des Landdrosten F a u r e ab,
Es ward auf der Rückreise versucht, von einem schicklichen
Standpunkt aus, ein Bild dieser Gegend zu entwerfen, da#
auf dem gegenüberstehenden Blatte mitgetheilt wird.
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