
ich erfuhr, die Sonne scheine hier selten und
immer seien Wolken auf diesem Theil der Insel
gelagert. Nachdem ich manch seltnes und schönes
Gewächs aus den Gattungen Polypodium,
-Asplenium, Blechnum, Jungermannia, Marchantía
u. s. w. gesehn hatte, kamen wir endlich an
die Stelle, wo das gröfste aller Farrenkräuter die
Diksonia arhorescem ihren ausschliefslichen Standort
hat. Man kann den Anblick dieser Pflanze
kühn dem der Palmen vergleichen, von denen sie
manche an Schönheit der Blätter noch übertrifft.
Es waren Stämme von 12— 14 Fufs Höhe darunter,
sie standen einzeln zerstreut in Felsenspalten
wurzelnd. Man findet sie auf der Insel nicht weiter
und auch sonst nirgends, so dafs mit weniger
Mühe die ganze Art von der Erde zu vertilgen
wäre.
Weiter führte mich mein Begleiter auf dem
Kamm dieses Gebirges fort, an einen der schönsten
Puncte der Insel, von welchem man eine
höchst wunderbare Gegend zu seinen Füfsen sieht.
Links erstrecken sich nemlich die grünbewachsenen
Berghöhen in einer geraden Linie und senken
sich immer mehr gegen den westlichen Rand
der Insel, hinter welchem man den Horizont des
Meers von diesem hohen Standpunct aus in einem
unermefslichen Bogen sich heben sieht. Zur
Rechten aber ragen, um den schauerlichsten Con-
trast darzustellen, ungeheure, völlig nackte Felsen-
massen von gleicher Höhe wie die gegenüber
liegenden, mit zackigen Gipfeln empor. Es bleibt
unerklärlich, welche Ursachen gerade hier alle
Vegetation hindern, da sie sonst so üppig über
die ganze Insel sich verbreitet hat, aber nur Seevögel
bewohnen diese Felsen und bauen in den
Spalten ungestört ihre Nester. Um den romantisch
wilden Character dieses Thals auch durch
den Namen zu bezeichnen, hat der erste Entdek-
ker es einem Ossianischen Helden geweiht und
es führt bis auf diesen Tag den Namen Rynos-
vale. Von hieraus mufsten wir einen Theil des
Weges wieder zurück, denn nur ein Pfad führt
auf diese Höhe, wir wandten uns dann nach dem
nördlichen Ufer der Insel und kamen Nachmittags
auf dem Landsitz des Gouverneurs an, wo
wir ihn selbst, umgeben von seinen drei liebenswürdigen
Töchtern antrafen. Die Bauart des
Hauses, die geschmackvolle innere Einrichtung,
der Garten, die Wirtschaftsgebäude, Alles versetzte
mich lebhaft nach England. Jede der Töchter
war Meisterin in irgend einer Kunst. Die
Eine spielte mit grofser Fertigkeit den Flügel,
die Andre übte mit glücklichem Erfolg den Gesang,
die Dritte zeigte mir ein ganzes Zimmer
voll der treflichsten Oelgemälde, sämmtlich Werke
ihrer eignen Hand. Eine Reihe von sechs gro-
fsen Bildern stellte die schönsten Ansichten der
Insel dar, ich erkannte mit Entzücken mehrere
davon wieder und erfreute mich besonders an der
höchst geistreichen lebendigen Darstellung des
Rynothales. Auch ein gröfserer Kenner als ich
würde diese Gemälde würdig erkannt haben, neben
den Werken der berühmtesten Meister in einer
Gallerie aufgestellt zu werden. Die wenigen