
Rohheit solcher Europäer zuzuschreiben, die sich
in ihre Dienste begeben. Denn es ist leicht zu
begreifen, dafs dieses Loos nur den niedrigsten
Ausschuls der eingewanderten Europäer trifft,
indem der gebildetere und geschicktere Theil,
z. B. alle die ein Handwerk verstehen, in der
Capstadt leicht sein Auskommen findet.
Um Mittag des folgenden- Tages verliefsen
wir die bisherige westliche Richtung und wandten
uns gegen das Gebirge nach Süden. Rechts
liefsen wir die Roggevelds-Karroo vor uns liegen
und erkannten deutlich in einem Abstande
von wenigen Stunden den isolirten Towerbergj
an dessen Fufs uns unsre erste Reise durch die
Karroo am iyten Nov. vorbeigeführt hatte. Bald
fingen unsre Umgebungen an, ein andres Ansehn
zu gewinnen. Statt der ebenen Karroowege über
wagerechtes Thonschiefergestein, trafen wir nun
allmählig auf rauhe unwegsame Hügel; ansehnlich
hohe Berge, an deren Füfsen herabgerollte Granitblöcke
den Weg fast versperrten, dehnten sich
vor uns hin, die Aussicht auf den ferneren Weg
bald gänzlich verschliefsend, bald aufs Neue einen
Blick in lange, wilde Thäler uns öffnend.
An dem Ende der Pinaarskloof, eines geräumigen
Felsenthals, gelangten wir zu einem Platz,
der mit dem vollsten Recht den. Namen Klipfontein
(Felsenquelle) trug. Das Haus selbst
war gegen einen Hügel gelehnt, dessen Gipfel
aus einer Sandsteinmasse bestand, die sich wie
eine Mauer eine Viertelstunde weit hinzoOe ". das
ganze Feld ringsumher war besäet mit gigantischem
Gra-
Granitgerölle, das sich von dem gegenüber liegenden,
bedeutend hohen Berge losgerissen hatte.
Die Vegetation erschien uns im Vergleich mit
der Karroo auffallend frisch; zwischen den Felsen,
besonders an der Südseite der Sandsteinmauer,
wuchsen mancherlei, zum Theil aromatische
Kräuter, von denen viele mir neu und fremd
waren. — Gutes Wasser, frische Milch und eine
kräftige Hühnerbrühe, vor Allem aber die ausnehmende
Herzlichkeit der Menschen, die wir
hier in einer ärmlichen, halb von Lehm halb von
Stroh gebauten Hütte antrafen, machten uns den
Aufenthalt von einigen Stunden hier höchst angenehm.
In der Kühle des Abends ritten wir
weiter und gelangten nach einigen Stunden an
die sogenannte Draay (weil hier der Weg eine
I j Biegung macht), den Platz eines gewissen Be k.
Unsre Hoffnung, in diesem stattlichen Hause ein-
| mal wieder die erwünschte Ruhe und Erquickung
zu finden, sahen wir bei unsrer Ankunft vereitelt.
Denn es war Niemand zu Hause und Alles
verschlossen, kein Bette, kein Abendessen ohne
| gewaltsamen Einbruch zu bekommen. Ein Paar
I Sclaven erklärten, Sjöhr en Nunje (der Herr
| und die Frau) wären kuieren gegangen, auf ei«
{ ner Spatziertour begriffen; — Wohin? —- In die
h Gegend von Zwellendam, -— also ein iz bis i 5
Meilen von hier.
Man mufs aber wissen, dafs sie jede Reise
1 zum Vergnügen, in ihrer Sprache eine Spatzier-
! tour nennen und man darf sich nicht wundern,
■ wenn man von Spatzierreisen hört, die Wochen-
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