
Stroms gemacht hatten. Man überzeugte sich aber
bei näherer Betrachtung leicht, dafs jene Beschreibungen
dennoch wahr sein können. Das eigentliche
Bette des Flusses ist etwa zwanzig Fufs tiefer,
als die zunächst begrenzende Fläche, in der
es läuft, und der Abstand dieser Ufer an der
breitesten Stelle über der Insel, beträgt nach
einer genauen Messung 1720 Rheinl. Fufs. Von
dieser Breite war jetzt das mehrste trocken
und ein jeder der beiden Arme, die die Insel
umfassen, war nur i^o bis i5o Fuis breit;
die Insel selbst mochte etwa 600 Fufs breit sein.
Man bemerkt deutlich, dafs das ganze Bette zu
Zeiten sich füllt, und dais die Insel dann ganz
überschwemmt wird, denn in den Asten der darauf
wachsenden Bäume hingen noch Büschel von
herabgetriebenem Gras, und an dem Ufer fanden
sich frische Spuren von einem gewaltsamen Antreiben
des Stroms. In sehr seltenen Fällen übersteigt
er sogar diese hohen Ufer und dehnt sich
über die umliegende Gegend bis an den Fufs
der nächsten Bejge aus. Einige unsrer Gefährten
hatten ihn vier Jahre früher so gesehen und
zeigten uns zum Beweise grofse Baumstäume, die
alle in einer Höhe an den Bergen zu beiden
Seiten des Flusses zerstreut lagen, und unwider-
sprechlich vom Wasser heraufgetrieben waren.
Die Breite des Flusses beträgt dann über eine
geographische Meile, und seine Höhe nach einer
ungefähren Schätzung, wenigstens f ü n f z i g Fufs
mehr, als der gegenwärtige Wasserspiegel. Man
würde aber sehr irren, wenn man diese Überschwemmungen
allein der herabströmenden Ungeheuern
Wassermasse zuschreiben wollte. Die
eigentliche Ursache davon ist eine Hemmung des
Stroms in einer sehr engen Schlucht, die anderthalb
Meilen abwärts liegt, und von zwei steilen
F e ls en gebildet wird. Zu beiden Seiten dieses
Durchgangs erstrecken sich die Gebirge gleich
einem Damm gegen Süden und Worden und scheinen
vormals einen See eingeschlossen zu haben,
der sich endlich an der niedrigsten Stelle allmäh-
lig einen Durchweg bahnte. Fallen nun längs
dem Flusse und in den östlichen Gebirgen heftige
und anhaltende Gewitterregen, wie dies in
den Sommermonaten zuweilen der Fall ist, so ist
die enge Schlucht, in welcher sich herabgerissene
Bäume und Felsen aufdämmen, nicht im Stande
alle das Wasser zu verschlucken und es häuft
sich hier höher, als vielleicht an irgend einer ändern
Stelle. — Am nördlichen Ufer finden sich
Spuren eines alten Flufsbettes, dort ist nemlich
dasselbe Geschiebe, das man jetzt noch im Flusse
antrifft, (Achate, Jaspis und Chalcedone, zuweilen
von bedeutender Gröfse und Schönheit) einem
Trafsgemenge eingesprengt, aus welchem die
ganze obere Schicht des Ufers besteht.
Die Bäume, mit welchen der Flufs zu beiden
Seiten bewachsen ist, sind zum Theil von ansehnlicher
Gröfse. Unter ihnen zeichnet sich besonders
der Büffelsdorn (Zizyphus mucronatus
mild) aus, dessen Stamm nicht selten eine Dik-
ke von zwei Fufs erreicht, und dessen Zweige
mit paarweise stehenden Dornen besetzt sind, von