
lang dauern. Zugleich ist aber auch mit diesem
Worte der Begriff eines freundschaftlichen Besuchs
bei einem der Angehörigen oder Bekannten
verbunden und in solchen kleinen Reisen
besteht die Hauptvergnügung einer Colonisten-
familie. Besonders lieben sie, am Sonntag ihre
drei bis vier Stunden entfernten Verwandte zu
besuchen und ein jedes Mitglied der Familie, die
Frauen und Mädchen nicht ausgenommen, hat
zu dem Ende ein eignes Reitpferd, uuf welchem
bedeutende Strecken in kurzer Zeit zurückgelegt
werden. Wenn man einer solchen Cavalcade begegnet,
geräth man in Zweifel, ob man sich
mehr über die Kühnheit der Reuterinnen oder
über die Sicherheit der Pferde verwundern soll,
so schnell und behende geht es bergauf, bergab,
über die steilsten Abhänge und die unebensten,
mit Felsen besäeten Wege. In den reicheren
Gegenden besitzen die Golonisten gewöhnlich
auch leichte Reisewagen, die eigens zu solchen
Lustfahrten bestimmt sind und mit sechs bis acht
raschen Pferden bespannt werden; aber der jüngere
Theil des schönen Geschlechts zieht allgemein
das Reisen zu Pferde vor. In einem Lande,
wo es keine öffentliche Lustbarkeiten, keine
Volksfeste, keine Jahrmärkte, ja nicht einmal
Wirthshäuser giebt und wo der Tanz und das
Spiel (wenn man die Capstadt und ihre Umgebungen
ausnimmt) zu den unerlaubten Belustigungen
gerechnet werden, bleibt fast keine andre
Erholung übrig, als solche Besuchsreisen.
Man bewirthet einander, mit dem Besten, was
eben vorhanden ist, erzählt einander die Familienneuigkeiten
des Tages, lästert ein wenig
über die abwesenden Nachbaren und wenn die
Unterhaltung zu einsilbig zu werden droht, so
giebt eine gemeinschaftliche Andachtsübung die
gewünschte Beschäftigung. Die ganze Gesell-
_ schaft setzt sich um einen Tisch, singt einige
■ Psalme und Einer liest eine Predigt oder ein
■ Paar Capitel aus der Bibel vor, was doch ohne-
I hin, wenn auch kein Besuch da ist, jecien Abend
■ zu geschehen pflegt. —
Die einzige Gelegenheit zu gröfsern gesell-
■ schaftlichen Zusammenkünften bieten Familien«
■ feste, namentlich Hochzeiten, zu welchen die
■ nächsten Verwandten, deren Zahl in diesem
■Lande, wo sich alles Vetter und Nichte nennt,
■immer bedeutend ist, eingeladen und mehrere
■Tage hinter einander schwelgerisch bewirthet
■werden. Selten feiert man den Tauftag eines
■Kindes, weil die Ceremonie immer in den gröfs-
■tentheils -weit entlegenen Kirchen verrichtet wird
■noch seltener Geburtstage. Nur eine Art von
■ Öffentlichen Zusammenkünften giebt es, die wirk-
Ilich Ähnlichkeit mit einem Volksfeste hat, dies
■sind die öffentlichen Versteigerungen, wenn zum
■ Behuf einer Auseinandersetzung der Erben, oder
■ wegen sinkender Vermögensumstände, eine Päch-
Jterei nebst dem Inventarium meistbietend verkauft
wird. Dies geschieht durch den Secretär
der Drostei, als jedesmaligen Auctionator ( Ven-
d u m e e s t e r und von nah und fern strömt Alles
herbei, um, wo nicht an dem Kauf, doch an den
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