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den, sondern für alle nur ein Wort haben. Ich I
überlasse es jedem Leser, sich aus diesem einen H
Umstande, von ihrer Art zu lieben, zu freien und I
von ihrem ganzen sittlichen Gefühl eine Vorstel- I
lung zu machen. — Eben so wenig ist der Sohn |
an den Vater, der Bruder an den Bruder gebun- I
den. Ein jeder verläfst nach Belieben seine B
Horde und schliefst sich gelegentlich einer an- 1
dern an.
Unter den einzelnen Horden ist wenig Ver- I
kehr, selten vereinigen sie sich und nicht anders, |
als zur Ausführung eines gröfsern Unternehmens, |
wozu die vereinte Kraft Vieler erforderlich scheint. I
Übrigens weichen sie einander aus, denn je klei- I
ner die Zahl, 'desto leichter ist die Ernährung, I
und so gering ist ihr Verkehr unter einander, I
dafs die Benennungen der vorkömmlichsten Ge- I
genstände oft eben so vielfach sind, wie die Zahl I
der unterschiedenen Horden. Ihre Sprache ist I
widerlich klingend wegen des häufigen Schnalzen* I
und der vorherrschenden krächzenden Kehllaute 1
und höchst arm, sowohl an Worten als an Lau- I
teil; sie verständigen sich unter einander mehr I
durch Gebehrden als durch Reden. Keiner hat I
einen eignen Namen, bei welchem er gerufen I
werden könnte, noch unterscheiden sie sich I
selbst als ein Volk durch einen gemeinsamen I
Namen *)
*) Also redet P l i n i u s von einigen Völkern des nördli- I
eben Africa: “ A t la n te s degeneres sunt hurnani r itu s , si cre- I
dimus, JVam n e q u e n o m i n um u l l o r um inter eos appel- I
tut io est — neque insomnia v isu n t , qu a lia r eliqui mortales. I
Wenn eine Horde etwas erjagt oder geraubt
hat, wird es den Übrigen möglichst verheimlicht^
fienn wer es erfährt, dafs etwas zu essen da ist,
kommt heran und ifst mit, <ohne zu fragen, ob cs
ihm gegönnt sei;' So wie alles Gemeingut ist,
so darf am wenigsten die Beute allein behalten
oder ein Antheil davon dem versagt werden, der
ihn begehrt. Daher die unglaubliche Gefräfsig-
keit, mit der sie sogleich verschlingen, was sie
erjagt haben, daher-ihre Scheu vor dem Besitz
lebendiger Thiere, daher endlich die Unwirksamkeit
aller Versuche, die man gemacht hat, sie
durch einen Tribut an Schafen und Rindern zu
befriedigen und zu sanftem Sitten zu gewöhnen.
Ich weifs ferner keinen ändern Grund aufzufinden,
als eben diese Gier und Mifsgunst, diese
Furcht mit Ändern theilen zu müssen, um einen
■ der gehässigsten und unglücklichsten Züge ihres
Characters zu erklären, nemlich ihre Zerstörungssucht.
Alles was sie nicht selbst auf der Stelle
T r o g lo d jta e s p e c u s e x c a v a n t . H a e illis d om u s , v i c t u s
s e r p e n t i u m c a r n e s , s t r i d o r . q u e n o n ' Vo x: adeo ser-
monis commercio car ent. Garamantés m a t r im o n i o r u m
e x - s o r t e s , passim cum fem in is deguñt. e t c .“ Hist. N a t.
Lib. V , Sect. V I I I . Eben so pafst des P omp o n i u s Beschreibung:
„ Troglod jrta e, n u l l a r um o p um d o m i n i ,
strident magis quam Ibquuntur e tc • “ . Beide erzählen hier
dem Herodot nach und wie fabelhaft diese Berichte von den
africanischen Völkern überhaupt auch klingen, sq waren sie
doch wohl zunächst auf Erfahrungen gegründet. Sie beweisen
wenigstens, dafs selbst die| auffallendsten Sonderbarkeiten, die
ich so eben von deri Buschmännern erzählte, nicht so ganz
neu und • unerhört sind. *W f« !''•
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