
bald dafs es der Kopf von einem, an der andere
Seite des Bergrückens weidenden, also wahrshein.
lieh sehr grofsen Thiere sei und in der That wa-
ren wir kaum noch hundert Schritte näher ge.
schlichen, als sich uns zwei hohe Schwanenhälse,
zwei Giraffen> ganz in unsrer Nähe entdeckten,
Unser aller Freude war unbeschreiblich, zumal
da die Thiere uns gar nicht bemerkten und uns
volle Zeit zum Anschauen und zu den Anstalten
einer ernsthaften Jagd liefsen. Das eine war klei.
ner als das andre und heller von Farbe, Vis eher
erkannte es sogleich für ein Kalb, für das Junge
des Gröfsern. Beide weideten, ruhig und zwat
ganz in der Stellung andrer Thiere, keinesweges
kniend, wie man wohl behauptet hat. Inzwischen
waren unsre Pferde gesattelt und unsre
Büchsen geladen und die Jagd begann. Weil alles
africanische Wild in der Regel dem Winde
entgegen läuft und uns also die Richtung ihrer
Flucht schon ziemlich sicher war, so ritt Vi-
s ch e r , als der geübteste Schütze, schnell von
uns ab in schräger Richtung, um ihnen den Pafs
zu verrennen, indessen ich selbst sie im Rücken
angriff. Ich hatte mich ihnen beinahe auf bequeme
Schufsweite genähert, als sie mich bemerkten
und in der gewünschten Richtung entflohen,
Aber dieses Entfliehen war so über alle meine
Erwartung wunderbar, dafs ich vor Lachen, Erstaunen
und Freude fast die ganze Jagd vergessen
hätte. Bei dem sonderbaren Misverhältnifs
der vordem zur hinteren Höhe und der ganzen
Hohe zur Länge hat nemlich die schnelle Fortbe-
WegUng des Thiers grofse Schwierigkeiten. Wenn
Le V a illa n t behauptet, er habe es traben ge-
I sehn, so erspart er mir dadurch die Mühe ihm zu
beweisen, dafs ihm das Thier nie lebendig vor I Augen gekommen. Wie in aller Welt soll das
■ Thier bei der grofsen Ungleichheit der Vorder - I und Hinterläufe trottiren ? Nur gallopiren kann I die Giraffe, wie ich aus einer öftern Erfahrung, I da ich ihrer zwischen vierzig und fünfzig in lang- I samer und schneller Bewegung gesehen habe, fest
I versichern kann, (denn schreitend bewegt sie sich
»nur während des ruhigen Weidens). Aber dieser
I Gallopp ist so schwerfällig, lahm und plump, dafs
I man in einem Abstande von mehrern hundert
■ Schritten, wo es schwer ist, den zurüekgelegten
I Raum mit der Gröfse des Thiers und der umge- I benden Gegenstände zu vergleichen, aus der Lang-
■ samkeit mit welcher die Bewegung geschieht, fast
I schliefsen sollte, ein Mensch könne es zu Fufs I einholen. Diese Langsamkeit wird aber ersetzt I durch die Weite des Schrittes, indem nach einer I ungefähren Messung ein jeder Sprung zwölf bis I sechszehn Fufs fördert. Eben wegen der Gröfse
■ und Schwere des Vordertheils ist die Giraffe nicht I im Stande, sich durch die Kraft der Muskeln al- I lein, vorn zu heben, sondern dazu mufs eine Zu
■ rückbiegung des langen Halses, wodurch der
• J
I Schwerpunkt mehr nach hinten gerückt wir , zu
■ Hülfe konnhen; dann erst ist es ihm möglich, die
I Vorderbeine von der Erde zu bringen. Dies ge
schieht ohne sie zu biegen und eben so stei
setzt es sie, mit einer gleichzeitigen Bewegung
si