
Obgleich nun diese Weiber sich eben so zy.
traulich und unbefangen gegen uns zeigten, wie
die Männer, so beobachteten sie doch alle einen
gewissen Anstand und grofse Schamhaftigkeit.
Eine jede zu freie Liebkosung, die sich irgend
Einer aus unserm Gefolge erlaubte, ward mit Unwillen
zurückgewiesen, dagegen hatten sie es
gern mit denen zu thun, die ihnen mit eini-
ger Achtung begegneten und K o k versicherte,
auf diesem ehrbaren Wege sei ihre ganze Gunst
zu erwerben. Auch bei ihnen wie bei den
Koofsa sind die Begriffe von jungfräulicher Tu-
gend nicht so gar strenge und es gilt in dieser
Hinsicht dasselbe, was von jenem, länger bekann-
ten Kaffernstamme gesagt ist **). Diese leichtfertigen
Grundsätze aber und die Achtung vor der
gänzlichen Unbekanntschaft dieses Volks mit gewissen
bösen Krankheiten nöthigten uns doch, gegen
unsre eignen Leute mancherlei Vorsichtsmafs-
regeln zu ergreifen. So wurden z. B. zwei unsrer
Hottentotten, die ich als liederliche Bursche
kannte, da sie auf der Reise zu Zeiten meines
ärztlichen Raths bedurft hatten, jeden Abend mit
einbrechender Dämmeruug auf einem der Wagen
Schwange war, wie ich nach manchen Untersuchungen bestimmt
versichern kann. Vermuthlich wurde sie durch Sclaven
von africanischer Abstammung zuerst nach Westindien gebracht,
von woher sie bekanntlich zu uns gekommen ist, und so hätten
wir denn in den Beetjuanen die ältesten Lehrer dieser seit
Jahrhunderten in Europa so allgemein angenommenen Sitte zu
verehren.
*) M. s. den ersten Band S. 437 u- folg.
eingesperrt und bewacht, um der Möglichkeit jeder,
ungeachtet der weiten Entfernung bis zur
|gtadt zu befürchtenden Ausschweifung zuvorzu-
kommen und bei den Beetjuanen das Andenken
an unsern Besuch auch für die Folge unbefleckt
ian erhalten.
Es war beinahe Abend, als der König, um
den wir uns während des grofsen Gewirres nicht
viel bekümmert hatten, wieder herantrat. Seine
Gegenwart dämpfte sogleich in etwas den unerträglichen
Lärmen und wenigstens dicht in seiner
Nähe wagte Niemand so laut zu schreien, als vorher.
Er brachte uns zwei seiner Frauen, die eben
gekommen waren, um unser Lager zu besehen,
redete einige Worte zu ihnen, die sich auf unsre
Personen bezogen und verliefs uns dann zusammt
seinem männlichen Gefolge, um sich in Ruhe zu
begeben. Kok, der nun wieder zum Doilmet-
scher herbeigerufen ward, machte uns näher mit
den Damen bekannt. Die eine war des Königs
dritte Frau Makai t s choäh, etwa zwei und
zwanzig Jahr alt, von sehr schönem Wuchs und
höchst angenehmen, regelmäfsigen Gesichtszügen,
die Andre war die jüngste aller Königinnen, kaum
fünfzehnjährig, klein von Statur, mit sehr lebhaften
Augsn aber etwas Negerähnlicher Physiono-
mie, ihr Name Marani. Beide liefsen schon in
der Kleidung ihren hohem Rang vermuthen; ihre
Mantel waren von Springhasenfellen mit Genett-
katzenfellen verbrämt und die ältere trug auf der
linken Schulter einen Büschel von grauen Katzenschwänzen,
die gar zierlich nach vorn und hinten