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In dieser äufsersten Gefahr, entschlossen sich I
endlich auf einiges Zureden zwei Buschmänner I
vom diesseitigen Ufer, ihre Rettung zu unterneh- I
men. Sie machten sich schnell ein grofses Bün- I
del Holz, legten sich beide auf dessen Enden und
liefsen in der Mitte einen lose zusanimenlegten
Strick ruhen, dessen Ende von den Unsrigen in
einiger Höhe fest gehalten wurde, so dafs es
nicht ins Wasser tauchte und sie am Schwimmen
hinderte. Mit unglaublicher Behendigkeit steuerten
sie gerade auf den rechten Fleck zu und
kamen ungeachtet des heftigen Stroms richtig bei
den Unglücklichen an. Diese aber hatten zu
sehr die Fassung verloren, um sogleich den
Strick zu ergreifen und im nächsten Augenblicke
halte der Strom ihre Retter schon wieder vorübergerissen.
In dieser entscheidenden Secunde
ergriff der dritte von denen, die auf der Bank
standen, das einzige Rettungsmittel, das noch
übrig blieb. Er stürzte den Freigelassenen und
den Alten vor sich hin in die Tiefe und zwang
sie dadurch mit ihm vereinigt, noch einmal alle
ihre Kräfte anzustrengen. Die beiden ändern
strebten rüstig gegen den Strom und so gelang
es ihm, den Strick zu ergreifen, an welchem alle
fünf endlich glücklich an das Ufer ¡gezogen
wurden.
Der Gouverneur und die Personen in seinem
Gefolge waren auf das Lebhafteste von diesem
ganzen Vorgang ergriffen und mit Wohlwollen
für die braven Buschmänner erfüllt. Es war
dafür gesorgt, sie sogleich mit warmem Wein zu
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erquicken und an einem grofsen Feuer zu erwärmen,
Der Freigelassene und drei der Buschmänner
bedurften in der That solcher Stärkungsmittel,
denn sie waren vor Kälte und Ermattung
durchaus besinnungslos und es dauerte wirklich
einige Zeit, ehe sie wieder zu sich selbst gebracht
wurden. Auch die Colonisten beeiferten sich um
die Wette, den Buschmännern ihre wohlwollende
jTheilnahme zu bezeugen und sie versicherten
wiederholt, dafs ihnen so etwas noch nie von
diesen Wilden vorgekommen. Der Gouverneur
benutzte diese Gelegenheit, ihnen recht ernstlich
das Unrecht vorzuhalten, das man sich gegen
J diese armen Geschöpfe bisher habe zu Schulden
■ kommen lassen und forderte sie alle auf, mit
■Ernst darauf hinzuwirken, dafs sie hinfort besser
■behahdelt würden; eine Ermahnung, die in der
■Gegend von Graaff-Reynett unendlich nöthiger
■und gewifs weniger fruchtbar gewesen sein würde,
■denn die Anwesenden betheuerten einmüthig,
■dafs sie von dem lebhaften Verlangen beseelt
■würden, den Buschmännern ihr heutiges Betra-
■gen zu vergelten und HO O in der That haben sie in
■der Folge bewiesen, dafs es ihnen mit diesem
■Versprechen ein Ernst gewesen ist.
Nachdem die Buschmänner sich von ihrer
■ Anstrengung vollends erholt hatten, liefs ihnen
■ der General einige bessere Geschenke an Klei-
■ dungsstücken und Tüchern, auch einen ziemli-
■ chen Vorrath an Tabak einhändigen. Während
I dieses geschah, kam eine der Frauen heran und
■ deutete nach dem Flusse hin, über welchen eben