
Strafe aufgebracht, alle Empfindungen ehemaliger
Anhänglichkeit waren plötzlich von einer blinden
Rachwuth erstickt, und er benutzte gleich den
ersten Augenblick, wo er seinen Herrn allein fand,
zur Verübung der schrecklichen That. Sie gereuete
ihn unmittelbar nachher, er überlieferte
sich willig seinen Mitsclaven., gestand vor Gericht
sein Verbrechen und büfste es auf dem Blutgerüst.
Gegen Abend kam ich an den Bergflufs, und
fand zu meiner grofsen Verwunderung die Furth
( Bürgersdrift) vollkommen trocken. Es hatte
drei Tage vorher, 36 Stunden anhaltend geregnet;
Reisende, denen ich begegnet war, erzählten
mir, dafs schon vorgestern ^der Bergflufs bei Dra-
kenstein nicht mehr durchfahrbar gewesen sei,
und hier in einer Entfernung von kaum drittehalb
Meilen, war noch kein Tropfen Wasser zu
sehns eine Erscheinung, die Jeden befremden
mufs, der mit der Natur dieses Landes nicht vertraut
ist. Alle Bergströme nemlich, haben hier
das Eigne, dafs sie dicht mit Palmiten (Acorus
Palmita) bewachsen sind. Dies ist eine Wasserpflanze,
die ihre Wurzeln tief in das Flufsbette
schlägt, und die einen nackten hohen zwei
bis drei Zoll dicken aber hohlen Schaft treibt,
an dessen äufserster Spitze die Blätter eine Palmenähnliche
Krone bilden. Diese Kronen ragen
über dem gewöhnlichen Wasserstande vor und
stehn so dicht an einander gedrängt, dafs man
von dem Wasser nichts zu sehn bekommt, und in
manchen Gegenden ohne groise Mühe leichte
Brücken über sie bauen kann. Sie schützen zugleich
den Flufs gegen die ausdörrende Kraft der
Sonne, und erhalten ihn auch in der trocknen
Jahrszeit bis weit in den Sommer hinein, fliefsend.
Jeder Schaft, jede Wurzel bildet einen kleinen
Wasserbehälter, aus welchem ganz allmählich der
Vorrath nach und nach durchsickert, so dafs der
Flufs in der Ebene noch lange laufendes Wasser
hat, wenn gleich in dem Gebirge seit Monaten
kein Regen fiel. Endlich wird denn aber doch
der Vorrath erschöpft, das Flufsbette trocknet aus
und die Palmiten stehn gegen Ende des Sommers
ohne Nahrung da, vor dem Ersterben durch
nichts geschützt, als durch den kühlenden Schatten
ihrer eignen Kronen. Fällt nun wieder der
ërste reichliche Regen, so bilden eben diese dicht
gehäuften Schafte und Wurzeln mit jedem Schritt
einen neuen Damm, durch welchen sich das
Wasser um so mühsamer durcharbeitet, je ausgedörrter
sie selbst und das Flufsbette sind, und je
mehr daher die Masse und die Kraft der andrängenden
Feuchtigkeit in jedem Augenblicke durch
Einsaugung vermindert wird. So geschieht es,
dafs das Wasser nach einem mäfsigen Regen nie
bis in die Fläche durchdringt, nach einem heftigen
aber erst nach mehrern Tagen dahin gelangt.
Reisende, die zwölf Stunden nach mir durch die
Bürgersdrift kamen, fanden das Wasser schon
drittehalb Fufs tief. So waren also wirklich vier
Tage vergangen, ehe das Gebirgswasser eine Strek-
ke von sieben Stunden (alle Krümmungen mitgerechnet)
zurücklegen konnte.
Nachdem ich die Nacht in der ärmlichen
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