
lig auf die Gesundheit wirken. Meinem Freunde
Polemann, dessen ich schon oben als eines geschickten
Chemikers erwähnt habe, gelang es,
den capischen Branntewein durch eine neue Destillation
und Behandlung mit Kohlenstaub völlig
von allem Nebengeschmack zu befreien und dem
besten Conjac ähnlich zu machen.
Unser Wirth de B e e r war ein Mann von
einem sonderbar gemischten Character, welchen
fch etwas genauer zu schildern mich nicht enthalten
kann, da Leute von seinem Schlage in
diesem Lande wirklich nicht selten Vorkommen.
Die Hauptzüge darin waren Eigendünkel, Bigotterie,
Herrschsucht, Unverträglichkeit und ein
gewisser politischer Fanatismus. Es fehlte ihm
nicht an Verstand, davon zeugte die Anlage und
Benutzung seiner Pächterei, aber er wufste sich
auch nicht wenig darauf, dafs er klüger sei, als
seine Nachbaxen, und; sah mit einer Art von
Verachtung auf sie herab. Er war in dem Dorfe
Paarl geboren und erzogen und hatte aus jener
reicher bevölkerten Nähe der Capstadt eine feine
Lebensart und höfliche Sitten mitgebracht, deren
Mangel unter seinen Nachbaren er oft zu beklagen
und bemerklich zu machen pflegte. Er hatte
Bücher gelesen und sprach in gewählten Ausdrücken,
die denn sonderbar mit dem platten afri-
canisch-malayischen Dialect contrastirten, in welchem
sie vorgetragen wurden. Er behauptete
mit Vielen seiner Landsleute, Africa sei das fruchtbarste
und gesegnetste Land der Erde, das alles
würde hervorbringen können, wenn die Bauern
weniger dumm und träge wären. Gleich darauf
j führte er zum Beweise die Erfahrungen an, die
i er über die Fruchtbarkeit seines Platzes gemacht
und lenkte so das Lob und die Bewunderung
des Zuhörers auf seinen Fleils und seine Betrieb-
Isamkeit, durch welche er sich in der That aus-
I zeichnet. Obgleich er sich eben nicht in den
[glänzendsten Vermögens-Umständen befand, so
[suchte er doch die Idee zu erregen, dafs er ein
[reicher Mann sei. Eben so wünschte er für ein
JGenie zu gelten, das zu jedem Unternehmen
■ Mittel und Wege zu linden und in jedem Ver-
Ihältnifs das richtige Betragen zu beobachten wisse.
■ Eben deshalb hatte er auch bei unserm Empfang
I die militärischen Feierlichkeiten veranstaltet, um
■ zu zeigen, dafs er überall zu Hause sei und es
■verstehe, welche Ehrenbezeugungen grofsen Her-
■ren zukommen. Als denVerständigsten und Ge-
■ schicktesten seines Bezirks hatte man ihn zum
■Veld-Cornet erwählt, aber seine Ehrsucht und
■seine Herrschbegierde hatten ihn bei seinen
■Nachbaren und Untergebnen in noch höherem
■ Grade verhafst gemacht, als dies ohnehin bei
■ diesem Posten gewöhnlich der Fall zu sein pflegt.
■Fast Alle klagten über seinen Ubermuth, wie sie
■denn überhaupt nichts härter zu empfinden pfle-
|gen, als wenn einer sich merken läfst, dafs er
■klüger sei, als die Übrigen. , Manche waren soweit
gegangen, ihm ganz den Gehorsam aufzu-
I kündigen und in der That mufsten wir uns einen
ganzen Tag länger hier aufhalten, als bestimmt
[War, blofs weil die Leute die Vorspann ochsen
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