
— ¿2
niedergedrückt von der Last nicht mehr aus der
Stelle kommen konnte, und schlug seine Tatzen
dem Unglücklichen in die Schenkel, mit den
Zähnen zugleich ihn im Querder der Unterkleider
packend. Indessen er sich mit aller Kraft an das
Pferd klammert, um nicht heruntergerissen zu
werden, hört er seinen Bruder hinter sich heran-
gallopiren und ruft ihm zu, nur um Gotteswillen
loszuschiefsen, möge es treffen, wen es wolle.
Der wackere Tj'aard springt vom Pferde, legt
ruhig an und schiefst den Löwen durch den Kopf,
und wunderbar glücklich schlägt die Kugel in den
Sattel, ohne weder Rofs noch Reuter zu verletzen.
Nicht so, glücklich war ein andrer, Namens
R en sb u rg , ein Bewohner der zw arte Ruggens,
der mit einem Vetter eben dieses Namens auf die
Löwenjagd ging.' Das Abentheuer nahm ganz denselben
Gang, aber der Löwe sprang von der Seite
auf den Reuter los und packte mit den Zähnen
dessen linken Arm. Der feige Gefährte, statt dem
Unglücklichen beizustehn, entfloh, um ein Paar
Hottentotten zu Hülfe zu rufen, die nicht weit
von da an einem ändern Ausgange des Gebüsches
nufgestellt waren. Indessen hatte R en sb u rg das
letzte Rettungsmittel versucht, und während das
Thier mit wüthenden Bissen seinen linken Arm
zerfleischt und zersplittert, mit dem Rechten ein
Messer aus der Tasche gezogen und damit der
grimmigen Katze die Brust an mehrera Stellen
durchbohrt. Die Herbeieilenden fanden ihn vom
Pferde gerissen, in seinem Blute schwimmend, den
Arm und die ganze linke Seite aus einander ge-
— 53 —
■ rissen, auf ihm den todten Löwen, das Messer
■noch im Herzen. Nach wenigen Minuten gab
■auch der muthige Kämpfer, erschöpft von dem
■ Blutverlust, seinen Geist auf. Dem zaghaften Belohnter
verbittern seitdem die Vorwürfe seines
■ eignen Gewissens und der wohl eben nicht sehr
■ zart denkenden Angehörigen des Verunglückten
H ■, . HM .... »
■ das Leben.
Die Landleute unterscheiden drei Arten von
■ Löwen, nemlichr i ) einen kleinen, dunkelbrau-
Inen mit schwacher Mähne, den muthigsten, stärks
t e n und bösesten von alten; a) einen grofsen fal-
I ben mit starker Mähne, und 3 ) einen diesem sehr
■ ähnlichen von hellgelber Farbe, der feig und wein
ig zu. fürchten ist. Wie weit diese Unterschiede
■ ihren Grund im Alter, der Lebensart oder der
IJahrszeit haben, wage ich nicht zu entscheiden.
■ Die beiden letztem Arten unterscheiden sich wohl
■ offenbar nur im Alter, von der erstem habe ich
«nicht anders als hier und an der kafferschen Grenze
■ reden gehört. —
I Aufser dem oben erwähnten Löwen r zeigte sich gleich nachher noch ein wilder Eber (Sus
I aethiopicus) nicht weit von uns r der ebenfalls
■-Wasser zu suchen schien, und aus einiger Entfer-
I nung klang uns das Gebrüll der Löwen wie eine
| ( Anmahnung herüber, ihnen Platz zu machen.. Wir reisten also ohne unsre Pferde ab, in der traurigen
Überzeugung, dafs sie entweder den Buschmännern
oder den Löwen zur sichern Beute werden
würden, zumal da sie nach hiesiger Sitte ge-
kniehalftert, das heilst mit dem Kopf und , Knie