
dort den ganzen Sommer hindurch fallen, lassen
es ihm nie an Wasser fehlen, er schwillt in dieser
Jahrszeit oft zu einer unglaublichen Höhe.
Aber im Winter ist er am niedrigsten und an
einzelnen Stellen zu durchwaten. Seine Ufer sind
hoch und steil, und tief eingefurcht ist das Bette.
Nach seiner ganzen Länge erstrecken sich nördlich
und südlich von ihm ansehnliche Gebirge,
die ihn in seinem Laufe nach der Westküste begleiten
und hin und wieder mit ihren Abhängen
so nahe zusammen treten, dafs der Flufs sich mit
Gewalt durch die Engen drängt und bei grofsen
Überschwemmungen, wenn er Bäume und Steine
mit sich fortreifst, sich selber in diesen Schluchten
einen Damm aufthürmt und oberhalb derselben
zu einer Höhe anwächst, die jedem unerklärlich
sein mufs, der diese Ürsachè nicht kennt.
Aber je mehr er sich der Küste nähert, desto
flacher werden seine Ufer, desto niedriger die
Gebirge um ihn her. Endlich erreicht er die
sandigen Ebenen, die die ganze Westküste des
südlichen Africa zu einem unwirthbaren Landstriche
machen und ewig ein unbesiegbares Hin-
dernifs alles Handelsverkehrs bleiben werden.
Auch ihn hemmen sie in seinem Lauf und nachdem
er eine Strecke von mehr als i 5o geogr.
Meilen durchschlängelt, nachdem er, verstärkt
durch die stets laufenden Flüsse aus dem Lande
der Coranen und Beetjuanen, mit der Macht seines
Stromes sich den Weg durch enge Felsen-
thäler gebahnt, erliegt seine Kraft dem schwachen
Widerstande des ausweichenden Sandes.
Seine stolzen Fluthen verrinnen, zerstreut über
die ausgedehnte Fläche, und werden allmählich
eingesogen und verdampft, ehe sie an die Küste
gelangen. Diese Erscheinung erklärt sich mit
aus dem Gegensätze des Glimas an den beiden
africanischen Küsten, indem der Flufs gerade
dann am mehrstep Wasser hinabführt, wenn die
fast senkrechte Sonne die sandige Strecke ausgedörrt
und durchglüht hat, und indem wiederum
in der kalten Jahrszeit, wo häufige Regen an der
Westküste herrschen, dem grofsen Flusse die Kraft
fehlt, sich durch den Sand hin einen Weg zu
bahnen. So geschieht es, dafs er ganz einer
Mündung entbehrt, und wenn es ihm auch je
gelungen sein mag, bis zum Meere durchzudringen,
so ward seine Spur bald wieder vom Flugsande
verweht und verschüttet.
Es war am 1 fiten Jul. als unsre Reisenden
diesen Flufs wenige Stunden oberhalb seiner
Vereinigung mit dem Seekuhflusse erreichten.
Wie gewöhnlich in dieser Jahrszeit, so auch jetzt,
hatte das Wasser einen niedrigen Stand, dessen
ungeachtet betrug seine Breite einen starken
Büchsenschufs und an keiner Stelle dieser ganzen
i Gegend ist der Flufs jemals zu durchwaten. Die
hoch gegen das Ufer hinaufgetriebenen Stämme
losgerissener Bäume gaben indessen die Merkmale
von der Höhe vormaliger Überschwemmungen
ab und eine regsame Einbildungskraft mochte
sich aus einer Vergleichung dieser Höhe mit der
auch jetzt noch ganz bedeutenden Kraft und
Schnelligkeit des Stromes eine Vorstellung von