
den er zufällig gehört hatte, weckte in ihm die
lebhafteste Erinnerung an Personen aus dem
fürstlich Li cht ens t e ini s chen Hause in Österreich,
die er gekannt und bei deren einem er
sogar als Leibhusar gedient haben wollte. Da
ich vorher in seiner Muttersprache und theil-
nehmend mit ihm geredet hatte, so sollte ich
nun selbst mit Gewalt zu dieser ruhmwürdigen
Familie gehören; wie sehr ich mich auch bemühte,
ihn von seinem Irrthum zu überzeugen,
so liefs er sich nicht davon ab bringen,
dafs ich derselbe sei , den er als Knaben gekannt,
auf seinen Armen getragen und heranwachsen
gesehen, ja er wollte sogar in meinen
Zügen Ähnlichkeiten entdecken. Ich hatte Mühe
mich seiner Liebkosungen zu erwehren. Dann
erzählte er uns, wie unglücklich sein hohes Alter
sei und wie elend er ein Leben beschliefse,
das er unter so glücklichen Verhältnissen angefangen
habe. Sein Herr halte sich selten hier
auf, den gröfsten Theil des Jahrs bringe er einsam
zu, ohne ein andres menschliches Wesen zu
sehen, als seine beiden schwarzen Untergebnen
und ohne etwas andres zu geniefsen als gedörrtes
Schaffleisch und Biltong. Dabei schwebe er
in steter Furcht für seine persönliche Sicherheit,
denn häufig werde diese einsame Gegend von
umherschwärmendem Raubgesindel heimgesucht,
das noch vor wenigen Wochen in Abwesenheit
seines Herrn einige Ochsen und den gröfsten
Theil des Hausgeräths gestohlen, ihm selbst aber
mit dem Tode gedroht habe, wenn er sich nicht
ruhig verhielte u. s. w. In der That giebt es
unter den Weifsen in der Colonie keine unglücklicheren
Menschen als solche Knechte. Dieser
Stand ist die letzte Zuflucht alter Invaliden,
die, ohne Kenntnisse und von rohen Sitten wie
sie gewöhnlich sind, selten* ein andres Mittel finden,
sich zu ernähren. Glücklicherweise sind
die Dienste, die man von ihnen fordert, nicht
beschwerlich und das Unangenehme ihrer Lage
besteht mehr in der Entbehrung gewohnter Genüsse
und Freuden, in der Abgeschiedenheit von
der Welt und dem Mangel der Bequemlichkeiten,
die das Alter sich wünschen mag, als in dem
Ertragen wirklicher Übel. Aber ihr Lohn ist gering
und man kann es ihnen als alten Soldaten
und Leuten von geringer Herkunft verzeihen,
wenn sie einigen Ersatz für alle jene Entbehrungen
in dem Genufs starker Ö T Getränke suchen.
Die Neigung dazu ist unter ihnen aber auch so
allgemein, dafs ihre ganze Classe bei den Colo-
nisten in dem Ruf der Völlerei steht. Alte ausogediente
Soldaten von etwas mehr Geschicklichkeit,
das heifst, die lesen und schreiben können,
vermiethen sich bei den Bauern als Hauslehrer
und führen dann den Titel: Meester. Aber
auch unter ihnen sind wenige, die dazu geeignet
wären, den africanischen Colonisten Achtung voreuropäischer
Gultur einzuflöfsen und der Dünkel,
mit welchem die Africaner sich selbst in Vergleichung
mit den sogenannten vaterländischen Menschen
(Europäern) zu betrachten pflegen, ist allein
dem geringen moralischen Werth und der