
worden, und Mühe gehabt hätten, sich ihrer zu
erwehren. Einmal sei schon ihre ganze Heerde
von 3en Buschmännern geraubt gewesen, und nur
durch ein halbes Wunder ihnen gerettet. Ein
Theil ihrer Leute sei nemlich eben damals auf
der Giraffenjagd gewesen, und habe, ohne von
dem Diebstahle zu wissen, auf die Nothschüsse
aus dem Lager geantwortet. Die Buschmänner
hätten sich dadurch verleiten lassen, zu glauben,
sie wären umgangen und würden von zwei Sei.
ten angegriffen, wären daher eilig mit Hinteplas.
sung des Viehes davon geflohen.
Die Nachrichten über die ßlatternepidemie
fanden wir hier vollkommen bestätigt. Sie hatte
an allen den Orten, die zu Ande rs ons Institut
gehören, schon seit mehrern Monaten geherrscht,
sich aber diesmal sehr gutartig gezeigt, denn es
war im Durchschnitt von 35 Kranken nur Einer
gestorben, obgleich sie nichts dagegen gebraucht
hatten, als einheimische abführende und Brechen
erregende Kräuter und im Verfolg der Krankheit
reine Molken. Ich fand hier nur noch wenige
Personen krank daran liegend, und war nicht wenig
überrascht, aus allen Zeichen die ächten Kinderblattern
zu erkennen, da ich bisher geglaubt
hatte, es sei nur irgend eine andre Ausschlagskrankheit
fälschlich dafür gehalten. Das Übel
war nach der allgemeinen Aussage aus dem Innern
des Landes durch die Koranen hieher gebracht,
unter welchen sie, so wie unter den Kaf-
ferstämmen, von jeher zu gewissen Zeiten geherrscht
habe. Die älteren Bastardhottentotten
hatten dieselbe Krankheit schon bei einer frühem
Epidemie überständen, und Viele von ihnen
waren noch stark davon genarbt. Die Golonie
hatte also schon seit mehrern Generationen diesen
von ihr so gefürchteten Feind in ihrer Nähe,
ohne etwas davon zu ahnen. Die wenigen blatternarbigen
Menschen, die man unter den Koossa
angetroffen hatte, waren, wie man bisher nicht
zweifelte, von der Mannschaft irgend eines gestrandeten
Schiffes angesteckt und nun fanden wir
dieselbe Krankheit plötzlich im tiefen Innern des
Landes, bei Völkern, die mit den Bewohnern der
Küste so wenig Gemeinschaft hatten, dafs sie kaum
von ihrer Existenz wufsten, und die das Übel vom
Norden her bekommen haben wollten, woher die
.Traditionen Jener es ebenfalls ableiten. Allerdings
[merkwürdig genug und einer genauem Untersuchung
durch spätere Reisende wohl werth, weil
die Muthmaafsungen über das ursprüngliche Vaterland
dieser verderblichen Krankheit dadurch
vielleicht berichtigt werden könnten. *) — Es bedurfte
keiner Warnungen und Verbote, um unsre
Leute von der Gemeinschaft mit den Kranken
abzuhalten, doch lernten sie zugleich einse-
hen, dafs das Übel nicht von so furchtbarer Erheblichkeit
sei und dafs sich bei unsrer Art
izu reisen recht gute Sicherungsmaafsregeln dagegen
ergreifen liessen. Wir hatten also jetzt
*) Ausführlicher hahe ich mich darüber im Hu f e l a n d - '
sehen Journal der praktischen Heilkunde erklärt, im
Bande vom Jahr 1810.