
nen lernen und einsehen, wie leicht einzelne Erfahrungen
zu einseitigem Urtheil verleiten können,
theile ich ihnen eine Stelle aus dem Journal eines
meiner Freunde mit, der ganz anders Liber die Bewohner
der .Schneeberge zu denken versucht ward.
Dieser, ein Officier von Rang, durchreiste zur Winterszeit
diese Gegend in Geschäften der Regierung,
und kam am Abend eines kalten, regnichten Juliustages,
auf einer Pächterei an, wo er seine Ankunft
vorher hatte melden lassen und einige kleine
Einrichtungen zu seinem Empfange bereit zu
finden hoffte. Aber zu grofser Verwunderung fand
er den Wirth nicht zu Hause, er war selbigen Tages
nach, seinem Legplaats abgereist, recht als ob
er . dem Besuche ausweichen wollte. Es währte lange,
ehe jemand aus dem Hause; zum Vorschein kam;
endlich erschien ein Sclave, von dem aber nichts
zu erfahren war, denn der Unglücklicke war taubstumm.
Man stieg endlich vom Pferde und trat
vor Kälte halb erstarrt in das Haus. Ein alter
deutscher Invalide, der dem Pächter als Knecht,
das heifst, als Sclavenaufseher diente, kroch aus
einer Ecke hervor, gelähmt von der. Gicht und
•wehklagend vor Schmerzen. Man bat um Hülfe
zum Absatteln der Pferde, und Hereinholen des
Gepäckes, und ein alter Sclave mit greisen Haaren
begab sich hinaus. Der Invalide rief warnend nach,
man möge sich vor ihm hüten, denn er sei ein arger
Schelm und stehle alles was er kriegen könne.
Aufser diesem und dem Taubstummen war noch
ein dritter Sclave da, der ebenfalls nicht hören
konnte und nur ein Auge hatte, nebst einem vier-
Iten der vor wenig Wochen erst vom Schiffe ge-
»kommen, an der Gapstadt gekauft war und eben
is o wenig ein Wort Holländisch, als irgend etwas
»von Aufwartung verstand. Ein kleines geraubtes
Buschmansmädchen hatte sich, eingewickelt in ein
Schaffell, neben dem Heerd auf die Erde gehuckt.
,fitfit Mühe brachte man einige Holzsplittern zusam-
ff|nen um ein Feuer anzumachen und sich etwas zu
erwärmen, aber das Holz war nafs vom Regen und
¡fflLualmte entsetzlich. Obgleich man sich in dem
Hause eines der wohlhabendsten Leute befand, waren
keine Lichter zu bekommen, und man mufste
sich begnügen bei dem trüben Schein des rauchenden
Feuers zu sehen. Die Zimmer des Wirths 'waren
verschlossen, und die ganze Gesellschaft, bestehend
aus einigen Officieren, einer kleinen Drago—
»er-Escorte und mehrern Hottentotten mufste sich
entschliessen, die Nacht ohne Lager, gemeinschaftlich
neben dem Feuer zuzubringen. Zum Unglück
M|ing es den guten Reisenden, wie es auch uns bei
nassem Wetter und bösen, glatten Wegen so oft
gegangen ist, ihre Packwagen blieben aus, und sie
limufsten es sich in dem schmutzigen räucherigen
und dumpfen Vorhause ohne alle Bequemlichkeit
Bund Erquickung für die eine Nacht so gefallen
lassen. ■— Indessen stöhnte der fortdaurend jam-
llmernde Invalide eine Einladung hervor, man mö-*
ge sich doch von den Schafen bedienen, die abge-
•■streift neben dem Heerd hingen, sie wären eigends
«für die Reisenden geschlachtet. In Ermangelung
»aller ändern Speise sah man sich genöthigt, der Einladung
zu folgen; einer der europäischen Bedienten