
Je mehr wir uns den Zwartebergen näherten, I
desto hüglichter ward die Gegend. Auf den kahlen
Höhen wuchs hier besonders häufig das Geranium
spinosum, aber in diesem Augenblick I
ohne Blätter und Blüthen, lauter dicke holzige I
Strünke von aschgrauer Farbe mit halbfingerlan- I
gen Stacheln iibersäet. Weiterhin kamen wir I
über den Zw arte -Rivier, einen artigen kleinen
Bach, der schönes klares Wasser enthielt und
mit africanischen Weiden und Karree-Gebüsch
hübsch überschattet war. Von dort erreichten
wir in einer halben Stunde die Kweek- FalleyA
den Platz des Veld-Cornet S. de Be e r , der uns
mit einer neuen und unerwarteten Ehrenbezeugung
empfing. Er hatte nemlich die ganze
Mannschaft seines Bezirks, etwa zwanzig an der
Zahl, aufgeboten und in zwei Reihen zu beiden
Seiten des Weges aufgestellt. Ein jeder hatte
sein Gewehr mitbringen müssen, und als der
General-Commissär hindurchritt, commandirte
der Veld-Cornet, der sich durch ein umgehängtes
breites Wehrgehenk von bunt bemaltem Leder
und blank gezognen Säbel als Officier be-
merklich machte: Präsentirt das Gewehr. Indessen
die guten Bauern, so gut es gehen wollte,
das eilig gelernte Ehrenmanoeuvre machten,
spielten zwei seiner Knaben, damit es auch an
Musik nicht fehle, auf ein Paar übelstimmenden
Flöten das, nunmehr auch in Africa seit einigen
Jahren bekannte Volkslied: Freut euch des Lebens*
und als der ganze Zug vorüber war, liefs
der Veld-Cornet mit gar wichtiger Miene seine
Leute eine Frontstellung gegen das Haus annehmen
und nach dem Commando ein dreimaliges
Salve aus ihren Gewehren geben. Vor dem
Hause wehte die dreifarbige batavische Flagge
und um die Feierlichkeit auch ganz militärisch
endigen zu lassen, mufsten die Leute so lange
(unter dem Gewehr stehen bleiben, bis der Veld-
|Cornet unsern Chef im Hause becomplimentirt
lund um seine Befehle befragt hatte. Dann com-
Imandirte er zum Abmarsch und kam nun erst,
lohne Wehrgehenk und Säbel als Hauswirth wie-
Jder herein, um den General-Commissär auf sei-
■nem Platze willkommen zu heifsen. Seine Frau
■ besetzte den Tisch mit herrlichen Trauben, Me-
IIonen, Angurien und ändern saftigen Früchten
■und mit mehrern Sorten köstlichen Weins, die
lalle auf diesem Platze gewonnen waren. Das
■Mittagsmahl bestand aus vielen schmackhaft be-
Ireiteten Schüsseln jungen Gemüses, zahmem Gelflügel
und Kalbfleisch. Wer die Natur dieses
|Landes nicht kennte, würde es für ein Wunder
|halten, mitten in einer so unermefslichen dürren
■Wüste einen Ort anzutreffen, der an Erzeugnis-
Isen aller Art so reich ist. Aber das ganze Räth-
fsel erklärt sich dem Kundigen durch eine ein-
Izige Quelle, die aus einer Schlucht des Gebir-
■ges hinter dem Hause hervorbricht und die
■Weinberge die Felder und Gärten bewässert.
■Soviel vermag bei dem milden Clima hier eine
■solche hinlänglich ergiebige nie versiegende
■Quelle, dafs auch dem undankbarsten Boden mit
■ihrer Hülfe, alles abgewonnen werden kann, was