
Hottentotten keine Abgaben nehmen wollte, deren
Empfang gewissermafsen für eine Anerkennung
seines Bürgerrechts hätte gelten können.
Indessen gab es schon solcher für sich selbt bestehender
Hottentottenfamilien im Onderbokke-
veld und Roggevsld viele, als die zunehmende
Bevölkerung mehrqpes Nachsuchen nach cultur-
fähigen Ländereien herbeiführte, und der Weifse,
der Golonistensohn machte ohne Bedenken von
dem verführerischen Rechte Gebrauch, seinen
halbgelben Vetter aus dem bisher besessenen
Wohnplatz zu verdrängen. So mufsten sich die
Bastardhottentotten immer weiter zurückziehen,
und es blieb ihnen, nachdem »auch die Gegend
am Sackrivier von den Colonisten eingenommen
war, keine andre Wahl als der Oranjerivier, wo
sie, die Gemeinschaft unter einander immer mehr
suchend und befestigend, die mit den Christen
immer mehr meidend, jedoch die von ihnen angenommenen
Sitten, Meinungen und Überzeugungen
in der strengsten Reinheit bewahrend, endlich
das wurden, was sie heutiges Tages sind.
Man mufs indessen gestehn, däfs sie auf diesen
Grad von Cultur nicht so schnell gelangt sein
würden, ohne die Dazwischenkunft der Missionäre,
die unter ihnen einen leichten und angenehmen
Wirkungskreis fanden. Als K i c h e r er (im
Jahr 1801) sein Institut an Rietfontein gründete,
bestand sein eigentliches Verdienst in nichts an-
derm, als dafs er den bereits dort wohnenden,
im Ghristenthum erzogenen Hottentotten Predigten
hielt, mit ihrer Hülfe ein rohes Kirchenge-
[ bäude aufführte, und ihnen, als er nach einigen
[ Monaten wieder zurückkehrte, seinen Gehülfen
¡Kram617 zum Seelsorger hinterliefs. Seine Un-
I ternehmung hatte aber den sehr günstigen Erfolg,
I dafs durch den Ruf seines Unterrichts alle die
I zerstreuten Familien herbeigezogen und vereinigt
I wurden; ein Pondok erhob sich neben dem an-
I dern, und bald stand ein kleines Dorf da. Bald
I schlossen sich auch reine Hottentottenhorden, die
I bis dahin längs dem grofsen Flusse ein unabhängi-
I ges aber von dem Verdacht der Dieberei nicht
■ ganz freies Leben geführt hatten, an sie an.. Aber
1 diese Menschen brachten keine Lebensmittel mit,
■ liebten und suchten hier nur <len Müssiggang und
■ liessen sich von den Bastarden die zu ihrer Be-
■ kehrung beizutragen wünschten, völlig unterhal-
■ten. Eine Folge davon ist, dafs sich noch jetzt
■ viel schlechtes Gesindel, entlaufene Sclaven und
■ freie Schwarze, selbst einige von Af r icaners
■ Bande, in dem Institut befinden, vorgeblich um
■ die Lehren des Christenthums anzunehmen, eigentlich
aber um auf eine recht bequeme Weise
■ sich Nahrung zu verschaffen, und selbst der Mü-
■he des Stehlens überhoben zu sein.
So findet man denn unter den Mitgliedern
■ dieses Instituts, Individuen aus allen Hottentot-
■ tenstämmen. Erfreulich war mir es, von den mehr-
■ sten zu hören, sie seien Namaaquas und bereits
I vor mehr als zehn Jahren, aus ihrem bisherigen
I Lande, der Dürre wegen ausgewandert. Ihre Zahl
I sei im Süden des Oranjeriviers nie sehr stark gern
wesen, und ihr ganzes Volk habe nur aus vier