
weiter zu gehn, war eben so wenig rathsam, “denn
der Löwe befand sich an der dem Winde entge.
gengesetzten Seite und mufste nothwendig Wit.
terung von uns. bekommen, wenn wir weiter gin.
gen. Überdies waren wir fast wehrlos, meine
Büchse unbrauchbar, Van der Westhuizens
Gewehr zwar geladen, aber seine Kugeltasche leer
und meine -Kugeln von zu kleinem Kaliber. "Wirj
kehrten zurück auf die Höhe und recognoscirten
in dem schwachen Schimmer des untergehenden
ersten Viertels ein wenig die Gegend und be-
merkten, dafs das Thal oberhalb weniger buschig
sei, so dafs wir das Dickicht und den Löwen unter
dem Winde umgehn konnten. Wir scheuten
also den Umweg nicht und kamen dicht unter
einem Berge durch ein tiefes Felsenthal, in welchem
wir oft auf Händen und Füfsen kletternd
unsern Weg suchen mufsten. Kaum waren wir
wieder auf etwas ebnerem Boden, als unser Pferd,
das den Löwen oder irgend ein andres Raubthier
wittern mochte, plötzlich zur Seite aussprang und
ungeachtet seiner Ermüdung im Gallopp davon
lief. Nicht ohne Mühe wurden wir seiner wieder
habhaft, doch mit Verlust unsrer ganzen heutigen
Beute, denn das Gnufell und den Schädel,
die ihm aufgepackt waren, hatte es im Dornge-
büsch und an den Felsen abgestreift. Der Mond
war jetzt unter, stockfinstre Nacht umgab uns,
und die Spur unsrer Wagen hatten wir durch den
Umweg verloren. Sie nun mit Händen und Füfsen
suchend, gingen wir am Rande des Gebüsches
hinab und fanden endlich nach langem Ta*
sten die eingedrückten Spuren der Räder. — An
einem Berge der vor uns lag, hofften wir unsre
Gefährten zu finden und erreichten mit Anstrengung
unsrer letzten Kräfte (denn seit vier und
zwanzig Stunden hatten wir nicht gegessen) seinen
Fufs. Aber wie grofs war unsre Bestürzung,
als wir hier Niemand fanden, als wir der Spur folgend,
auch den Rücken überstiegen hatten und
noch immer kein Feuer vor uns sahen. In der
Niederung vor uns bellten unzählige Jakais, die
¡gewöhnlichen Gefährten der Löwen und die Möglichkeit
dieser neuen Gefahr, brachte meinen Begleiter,
dessen Muth ich bis dahin durch Zureden
immer noch aufrecht erhalten hatte, nunmehr
ganz zur Verzweiflung. Er hielt seine Klagen
nicht länger zurück, verwünschte erst die Giraffen,
dann den Landdrost und mich, die ihn zur
Theilnahme an einer Reise gezwungen, auf weither
er nun in seinen jungen Jahren so elend
¡ums Leben kommen müsse. Denn es sei klar,
dafs sowohl vom Bleiben als Weitergehn gleiche
unausweichliche Gefahr uns bedrohe, Mong selbst
¡habe wahrscheinlich das Lager nicht erreicht, unsre
Kräfte seien erschöpft, die Kälte werde uns,
da wir kein Feuer anmaehen dürften, bald völlig
ohnmächtig machen und uns vor anbrechendem
[Tage den Raubthieren sicher zur Beute geben. —
lObgleich mir selbst nicht ganz wohl zu Muthe
War und ich im Herzen auf meine sorglosen Begleiter
ernstlich zürnte, warf ich dem jungen Menschen
doch bitter seine Muthlosigkeit vor und
versuchte sogar, sie noch lächerlich zu machen.
G g 2