
bedenklich machten. Die Kunst konnte sich nur
in geringem Grade hülfreich zeigen, indem die
erforderlichen diätetischen Mittel, theils ganz
fehlten, theils aber nicht in der nöthigen Reinheit
zu Gebote standen. So war ;es z. B. kein geringes
Uebel, dafs in dieser ganzen Gegend kein
vollkommen reines Wasser zu haben war, das von
Natron und ändern fremden Beimischungen frei
gewesen wäre. Bei den Berathschlagungen, ob es
besser sei, hier zu bleiben oder weiter zu reisen,
fühlte sich dennoch die Kranke stark genug , und
bestand darauf, weitergebracht zu werden. Der
Schmerz und die Sorgen des Vaters theilten sich
indessen der ganzen Gesellschaft mit und die folgenden
Tage wurden durch die immer wachsende
Besorgnifs um das Leben der Kranken und durch
die, ohnehin zum Trübsinn stimmende Einförmigkeit
der Gegend, zu den unangenehmsten der
ganzen Reise.
Kurz vor unsrer Abreise von Houd-Constant
traf ein Bote aus der Capstadt ein, der unter
mehrern Depechen für den General-Commissär
auch für mich einige Briefe von meinen dortigen
Freunden nebst einem Schreiben des Herrn Pöron
mitbrachte, der eben jetzt auf der Rückkehr von
seiner Südsee-Reise am Cap gelandet war. Der
Zuruf eines fremden Gelehrten, mit dem nur die
Liebe zu einer und derselben Wissenschaft mich
befreundete, war mir in so weiter Ferne von allem
litterarischen Verkehr doppelt erfreulich und j
eine Einlage von dem Herrn General D e ca en ,
Gouverneur von Isle de France, in welcher derlelbe
mir die persönliche Bekanntschaft des verdienstvollen
Naturforschers besonders wiinsehens-
werth darstellte, liefs es mich bedauren, dafs ich
gerade in dieser Zeit von der Capstadt abwesend
sein mufste.
Wir erreichten um Mittag den Platz des eben
Vbr acht Tagen zum Heemraad ernannten Cobus
van Heer den, wo wir nach Maasgabe der Unfruchtbarkeit
dieses Landstrichs mit einem sehr
reichlichen Mittagsmahl bewirthet wurden. Aufser
mancherlei Arten von Wildfleisch setzte man uns
hier auch als eine Seltenheit frisches Obst vor,
däs auf dem Platze selbst gewonnen war. In der
Nacht vor unsrer Ankunft hatten die Hunde des
Wirths eine grofse gefleckte Hyäne, die der Hunger
zu nahe an die Schafhürde gelockt haben
mochte, dicht neben dem Hause todt gebissen.
Die Leiche des Thieres und zweier Hunde, die
ebenfalls ihr Leben hatten einbüfsen müssen, lagen
noch auf dem Kampfplatz*. Die übrigen Rüden
hatten sich an die schattige Seite des Hauses
züsammengedrängt und leckten ihre Wundten.
Man wird nicht leicht kühnere und muthigere
Hunde finden, als die der africanischen Colonisten
||nd diese Eigenschaft verdanken sie allein den
häufigen gefahrvollen Kämpfen, in welchen sie sich
oft mit Hyänen und Leoparden zu messen Gele-
llenheit haben. Auf den Wohnplätzen der Schafau
chttreiben den Colonisten trifft man nicht selten
zehn bis fünfzehn grofse Hunde an, die gewöhnlich.
so bös sind, dafs ! man sich weder bei Tage
hoch bei Nacht dem Hause zu Fufs nähern darf.