
In der Karroo wurden wir auf dem Platze
von Jan van der Wes thui zen von den versammelten
Roggeveldsbewohnern freudig bewillkommnet
und da die Vorräthe von Brod, Wein,
Gemüse und Früchten auch unter diesen Leuten
schon sehr anfingen abzunehmen, (denn die vorjährige
Erdte war schlecht gewesen und überhaupt
kennt man in diesem Theile der Colonie
dergleichen Genüsse wenig,) so liefs ein Jeder
von seinem Platze der Eine dieses, der Andre
jenes holen, um uns damit zu erquicken. Auffallend
war der Unterschied in der Temperatur
der Luft und indessen wir den Rand des Gebirges
jeden Morgen mit Reif bedeckt sahen, befanden
wir uns hier in einer sehr behaglichen
Wärme, die um Mittag sogar beschwerlich werden
konnte. WTir mufsten hier einige Tage verliehen,
theils um die Ausbesserung unsrer Waagen
äbzuwarten, theils um mit den Eigentümern der
umgekommenen Ochsen die Entschädigungsbedingungen
abzuschliefsen. Die Colonisten machten
mich auf eine eigne Erscheinung an den halb
krank wieder mitzuriiekgekommenen Ochsen aufmerksam;
Diese nemlich suchten überall die zerstreut
liegenden verwittertenKnochen auf und kauten daran
stundenlang, wie es schien mit grofsem Behagen,
besonders bei Nacht oder wenn sie sich sonst
zum Wiederkäuen hinlegten. Wir hatten dies
schon auf der Reise bemerkt und hörten hier,
dafs das africanische Rindvieh dies oft thue, wenn
es von einer Weide plötzlich auf eine andre getrieben
werde, besonders aber wenn es von süßer
Weide auf saure Felder komme. Es entstehe
ihnen daraus wirkliche Magensäure, die der In-
stinct sie durch das Käuen der Knochen mildern
lehre.
In eben dieser Zeit ward der Körper einer
unbekannten alten Hottentottin einige Meilen
von hier todt im Felde gefunden und der Veld-
cornet N e l beorderte einige seines Distrikts, ihn
zu einer gerichtlichen Beschauung dieses Leichnams
zu begleiten. In der Hoffnung mir einige
interessante Präparate verschaffen zu können,
liefs ich mir den Ritt von einer halben Tagereise
nicht verdriefsen, wir fanden aber den Körper
bereits so sehr in Verwesung übergegangen, dafs
nichts als der Schädel noch davon brauchbar
war.
Am 4ten August verliefsen wir diesen Ort
und nahmen zugleich Abschied von unsern treuen
Reisegefährten Vi scher und Van der We s t hui
zen, die so wie die Übrigen im Namen des
Gouvernements einige angemessene Geschenke
bekamen. Rasche Pferde brachten uns in einem
Tage durch die jetzt lustig grünende Karroo und
am yten langten wir glücklich über dem PFlitsem-
berg wieder in Tiilbagh an, wo uns unsre Freunde
und die Familie des Landdrosten unter lautem
Jubel empfingen. Wir waren also genau drei
Monate entfernt gewesen und hatten in dieser
kurzen Zeit nahe an 3äo deutsche Meilen zurückgelegt,
denn der entfernteste Punct unsrer Reise
lag iy8 Meilen von der Capstadt. Unsre erste
Sorge war nun, uns wieder des Lebens unter ci