
entscheidet, und der Stärkere, Gewandtere macht
diesp oft in solchem Grade geltend, dafs der
Schwächere ihm seine Waffen, ja selbst sein Weib
und seine Kinder abtreten muls, wenn er das Leben
behalten will*
Es giebt demnach vielleicht keine Wilden auf
der Erde, deren ganze physische Existenz der rein
thierischen näher verwandt wäre, als die der Buschmänner,
deren Bedürfnisse, Sorgen und Freuden
unbedeutender und die daher selbst der Gultur
unfähiger wären, als sie. Gewifs aber findet man
kein wildes Volk, bei welchem ein ähnlicher Grad
von thierischer Rohheit mit so viel Verschmitztheit
und mit so Vielen Beweisen geübter Seelenkräfte
verbunden ist.— Schlaf, Essen und Trinken
sind wohl die einzigen Bedürfnisse, und wenn
man Tabakrauchen und Brantweintrinken dazu
rechnet, die einzigen Freuden, die der Buschmann
kennt, aber er kann ihnen auf längere Zeit entsagen.
Derselbe Buschmann der mit fünf seiner
Landsleute ein fettes Schaf in einer Stunde, ein
Quagga in einer halben Nacht ganz und gar verzehrt,
ist im Stande drei bis vier Tage, ja länger
Hunger zu leiden, auch wenn ein solches Fest
nicht vorhergegangen ist. Oft ist blofse Faulheit
die Ursache dieser Entbehrung und er schnürt
sich lieber den Bauch ein und verschläft seinen
Hunger, als dafs er sich mit körperlicher Anstrengung
Nahrung zu verschaffen suchen sollte. Monate
lang lebt er wieder von wenigen kleinen
Zwiebeln, die z u gewissen Jahrszeiten in den Niederungen
sich finden lassen, und verläßt die Gegend
nicht eher, als bis die ganze Erndte verzehrt
ist. Eine ungemeine Ausdauer zeigt sich in allen
seinen Unternehmungen. Tagelang scharren
sie zuweilen in niedrigen Gegenden nach Wasser
und wenn sie überzeugt sind, dafs es hier sich
finden müsse, so stehen sie nicht davon ab und
sollte das Loch Mannstief werden müssen. Der
ganze Lohn ist oft eine Handvoll Wasser, die ein
Jeder sich, wie ihn die Reihe trift, heraushohlt,
indessen der Folgende geduldig wartet, bis das
Loch wieder soweit vollgelaufen ist, dafs auch er
schöpfen kann. Von der Spur eines einmal verfolgten
Wildes bringt sie nichts ab, von einem
einmal beschlossenen Unternehmen schreokt keine
Schwierigkeit sie zurück. Nur der erste Schritt
dazu scheint ihnen immer schwer zu werden. Haben
sie sich aber einmal aus ihrer Unthätigkeit
aufgerafft, so führen sie ihr Unternehmen mit
List, Ausdauer und Kühnheit zu Ende. Aber diese
Kühnheit ist kein kriegerischer Muth, sie wagen
Vieles auf gut Glück, nichts im Vertrauen
auf ihren Arm. Im offenen Felde stellen sie sich
ihrem Feinde nimmer zur Schlacht, ein Flinten-
; schufs jagt Hunderte von ihnen in die Flucht,
und wer ihnen mit einem Knüppel bewaffnet auf
den Leib rennet, hat sicher von der überlegensten
Zahl keinen Widerstand zu fürchten. Dagegen:
aus einem sichern Hinterhalte Pfeile abzudrücken,
einen Unbewaffneten unerwartet hinterwärts
zu durchstofsen, ihre Art Krieg zu führen ist.
Ihre gröfste Fertigkeit besteht * in ;dem, Ge-*
brauch ihrer Waffen, und in dem Erspähen ihres