
genwart auch in ihnen jedes aufkeimende Zutrauen !
erdrückte. So mufste sich ihm, da er mitfiemden
Augen sah, mit fremden Ohren hörte, leicht alles
in gehässigem Lichte darstellen, und der Furchtsame
und Unterwürfige so gut, wie der Dreiste und
Trotzige verächtlich errcheinen. Ich setze dies absichtlich
hier auseinander, weil von allem was uns
dieser verdienstvolle Schriftsteller über die Gapco- ^
lonie berichtet hat, nichts eifriger aufgefafst und ;
in treuerem Gedächtnifs bewahrt ist, als seine Erzählungen
von den Grausamkeiten, der Unwissenheit,
Faulheit und Verkehrtheit der africanischen
Pächter. Indessen seine schätzbaren Bemerkungen
über die Natur des Landes, die politische Wichtigkeit
der Colonie, über die Kaffern und manche
andre nicht minder wissenswerthe Gegenstände fast
schon wieder vergessen sind, weifs ein Jeder dafsi
ein africanischer Colonist seinen Sclaven und Hottentotten
so lange zu prügeln pflegt, als seine Pfeife
brennt, und dafs er unter seinem Zugochsen
Feuer anmacht, wenn das arme Thier nicht mehr
fortwill, beides Angaben, deren allgemeine Unwahrheit
ich zwar nicht zu beweisen im Stande bin, von
denen mir aber doch auch nie etwas vorgekommen
ist. Nirgends hat man ihm diese Grausamkeiten
lieber nacherzählt, als gerade in Deutschland
und Journale und Almanache *) haben sich ein eignes
Geschäft daraus gemacht, solche der Menschheit
zur höchsten Schande gereichende Handlungen
• : zur
*) Unter ändern : Göttingischer Taschencalender von Carl
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zur gröstmöglichen Kunde zu bringen. Ich will
den Ursachen dieser Wahl nicht nachspüren, noch
untersuchen, ob reines Mitleiden mit den, als
Schlachtopfern dargestellten Unglücklichen,5 allein
das Interesse für diese Erzählungen rege gemacht,
ich werde zufrieden sein, wenn es mir gelingt, das
Publicum billiger über den in der That nicht be-
neidenswerthen Zustand des africanischen Colonisten
denken zu lehren.
Man glaube aber auch nicht, dafs es so leicht
ist, diese Menschen genau kennen zu lernen, wenigstens
wird dies auf einer einzigen Reise, besonders
in Regierungsangelegenheiten oder im Gefolge
einer Magistratspersön, nicht gelingen. Ich
habe Manches in dem sittlichen Leben dieser Menschen
erst dann einsehen und richtig beurtheilen
gelernt, nachdem ich mehrere Jahre unter ihnen
gereist, bei einigen Monate lang einsam gelebt
und in vertrauterem Umgänge mit ihnen zugebracht
hatte. Vieles, was ich auf dieser ersten Reise be^-
merkt und niedergeschrieben hatte, hat sich mir
zwei Jahre nachher ganz anders dargestellt. Um dies
noch begreiflicher zu machen, darf ich nur daran erinnern,
dafs selbst in unserm Vaterlande Ein Stand den
ändern selten genau kennt, und dafs es eine Kunst
genannt wird, mit Bauern umzugehn. Wie viel
mehr wird das nicht der Fall sein, wenn ein Europäer
von einiger Bildung unter die rohen Afriea-
ner geräth, zumal wenn Vorurtheile von beiden Seiten
und Unkunde der Sprache die Bekanntschaft
überdies noch erschweren. — Man verzeihe die Abweichung,
sie mufste einmal irgendwo Platz finden.
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