
Kraalen bestanden. So ist es denn sehr natürlich,
dafs Barrow, auf seiner Reise im Jahre
1797 sie vergeblich aufsuchen mufste, und es war
voreilig und ungerecht von ihm, wenn er nun
behauptete, die ganze Nation der kleinen Na~
maaquas sei von den Colonisten vertilgt. Aufser
diesem Volksnamen hörten wir noch andre, die
in der Colonie längst verschollen sind, und sich
nur noch in den alten Reisebeschreibungen finden,
z. B. Giriqua, Cheisiqa u. s. w.
Gleich Anfangs zeigte sich die Unmöglichkeit
eine so grolse Menge von Menschen an einem
Orte zu ernähren; sie zerstreuten sich daher bald
in die umligende Gegend, zogen von einem Weideplatz
zum ändern, und kamen nur etwa Sonntags
an dem Orte zusammen, wo der Missionär
Gottesdienst hielt. Dieses unstete Umherziehn
hatte doch grofse Nachtheile; als daher im Jahr
1802 der englische Missionär Ander son, ein
sehr achtungswerther Mann, hieher kam, war sein
erstes Bemühn, diese Menschen an feste Wohn-
plätze zu gewöhnen, und sie zum Ackerbau anzuleiten.
Er vertheilte die ganze Volksmenge an sechs
Orte (.Laauwwaterfontein, Rietfontein, Witwater,
Taayboschfontein, Leeuwenkuü und Ongeluks-
fonteiri), wo immer einige der angesehensten Bastardhottentotten
als Untermagistratspersonen über
die ändern die Aufsicht führten; er selbst predigte
der einen Hälfte, Kramer der ändern. Es
kostete aber viele Mühe, den Lehrlingen begreiflich
zu machen, dafs die Viehzucht allein nicht
hinreichen werde, sie zu nähren, sondern dafs der
Ackerbau und die Verbesserung der Weiden sie
allein vor der Gefahr schützen könne, in schlechten
Jahren ihr Vieh einzubüssen und Hungers zu
sterben. Zwar fingen einige an, kleine Stückchen
Land umzupflügen, aber die Mehrsten hielten
dies für überflüssig, bis das dürre Jahr 1803
sie in die Nothwendigkeit setzte, mit ihrem sämtlichen
Vieh eine Wanderung in die nördlichen
Gegenden anzutreten, auf welcher Anderson
sie begleitete. Nachdem sie in der bessern Jahrszeit
wieder hieher zurückgekehrt waren, sandte
der vernünftige Missionär sogleich einen Wagen
nach dem Roggeveld, um Saatkorn zu holen, das
dann unter Alle, die davon verlangten, zu gleichen
Theilen ausgegeben ward. Zugleich war
Ackergeräth theils mit herbeigeholt, theils noth-
dürftig am Orte selbst verfertigt, und sogleich im
ersten Jahr eine Strecke von fünfzehn Morgen
Land urbar ¡gemacht, die sich, ungeachtet auch
dies Jahr etwas dürre war, blos durch Hülfe der
Wasserleitungen so fruchtbar erwies, dafs im
Durchschnitt ein hundertfältiger Ertrag gewonnen
ward. Dieses glückliche Beispiel hatte den gewünschten
Erfolg, und in diesem Jahr war schon
an allen sechs Orten gesäet, und das Korn stand
vortrefflich. Nichtsdestoweniger waren die ächten
Hottentotten noch nicht dahin zu bringen,
dafs sie mit Hand anlegten und weigerten sich
sogar eigensinnig, den Bastarden gegen Lohn kleine
Dienste beim Landbau zu leisten.
An dem Orte, wo wir uns befanden, wohnen
ungefähr dreifsig Familien, von denen die