
überhaupt wenig in der Colonie, am wenigsten
aber in den so ganz von Holz entblöfsten Schneebergen
antrifft, wo die Häuser fast alle das Ansehn
und die Bauart von den Hütten im Rogge-
•veld haben. Daneben standen eine Menge kleinerer
reinlicher Gebäude zu Wohnungen für Scla-
ven und Hottentotten, zu Scheunen, Magazinen,
Werkstätten u. s. w. Selbst in der Nähe der
Capstadt findet man nicht viel Pächtereien, die
dies freundliche, wohlhabende Ansehn haben,
Das anständige, sanftmüthige Betragen der Bewohner
dieses Orts, ihre Familieneintracht und
das fröhliche Aussehn der Sclaven bewies auch sogleich,
welche vortheilhaft rückwirkende Kraft die
etwas verfeinerten Lebensgenüsse auf die sittliche
Bildung des Menschen haben. Das Leben dieser
Leute war einmal wieder ganz dem patriarchalischen
zu vergleichen und mit wahrhaftem Bedau-
ren verliefsen wir sie am folgenden Tage, um den
angenehmen Aufenthalt wieder mit dem gewohnten
Einerlei eines africanischen Tagemarsches zu
vertauschen. Wir passirten einigemal einen kleinen
Flufs, den Biijfelsririer, dessen Ufern wir abwärts
folgten, und sahen halb vor uns zü unsrer
Rechten den Gipfel des Compafsberges, den der
.Gouverneur P le tten b e rg in Gesellschaft des
Obersten G o rd o n auf seiner Reise im Jahr 1778
selbst bestieg. Er erhielt damals seinen Namen
daher, weil man hier die ganze Gegend übersehen
und zum Behuf der Karte orientiren konnte. —
Indem wir auf allmählig sich neigendem Terrain
weiter gen W.N.W. an dem trocknen Bette des
— w P —
■ Flusses hinzogen, gelangten wir zu den Ruinen ei-
| ner vormals ansehnlichen Pächterei, die dem Bru-
I der des Heemraad B ü rg e rs gehört hatte, nun
K aber durch völliges Versiegen der Quellen un-
I brauchbar geworden war. Das gehört auch noch
I zu den Übeln dieses Landes und vereitelt manche
■ kluge Unternehmung, dafs eine Quelle, die seit
■ Menschengedenken gelaufen hat, zuweilen plötz-
lich versiegt. Von dem Augenblick an sind alle
■ daneben errichtete Gebäude, alle Garten-Anlagen,
l a l l e Anpflanzungen von Bäumen verloren und das
■ Ganze, das d e m Besitzer vielleicht viele Tausend
■ Gulden im Ankauf gekostet hat, ist nun unter al-
■ len nennbaren W e r t h herabgesunken. Glücklich
I genug, wenn ihn die Last der, auf dem Grund-
H stück haftenden Schulden nicht ganz zu Boden
I drückt, mufs er mit seinem ganzen Viehstand und
■ aller beweglichen Habe einen ändern Wdhnort
laufsuchen und seinen Haushalt von Neuem beginnen.
Wir wurden gegen Mittag freundlich empfan-
I gen auf der Rietvolley, bei dem Sohn des Heem-
B r a a d B ü rg e r s . Der junge Mann war noch nicht
■ lange verheirathet und fing, unterstützt von sei-
■f nem wohlhabenden Vater eben an, den Zustand
1 seiner von dem vorigen Besitzer etwas vernach-
■ läfsigten Pächterei zu verbessern. Hier gab unsre
■ Kranke, die in den letzten beiden Tagen sich in
■ einem sehr bedenklichen Zustande befunden hatte,
■ zuerst wieder Hoffnung zur Genesung. Die an
I dem letzten Aufenthaltsorte genossenen Erquickun-
I gen, einige kühne Gaben kräftiger Arzneimittel