
man in einer Entfernung von einer halben Stunde
zu hören im Stande ist, rief mich zu früh von
meinem «Spatziergange zurück und ich mufste
manches bis zur Rückreise stehen lassen. Doch
fand ich bald neben unserm Wege, der in einem
breiten Thal hinablief zu Vieles was meine Neugierde
reizte, als dafs ich mich nicht länger da*
bei hätte verweilen und die Wagen vorausziehen
lassen sollen. Alles was ich hier sah war von
neuen und zum Theil auffallenden Formen. Der
gröfste Theil des Gebüsches bestand aus einem
Strauch mit gefiederten Blättern und starken
rückwärts gekrümmten Dornen (leider ohne Blü-
then und Früchte) in welchen sowohl ich als mein
Hottentott hängen blieben, als wir einige schöne
Prachtkäfer, die darauf saisen herabholen wollten.
Nur mit grofser Mühe und mit zerrissenen Kleidern
machten wir uns los. Kr i e g e r erzählte
uns nachher, dafs er Ableger von diesem Strauch
nach seinem Wohnort mitgenommen habe und
jetzt Hecken daraus ziehe, die für jede Art von
Raubthieren selbst für den Jakal undurchdringlich
wären. Dazwischen standen mehrere Arten von
Ljrcium und Ces er um j bedeckt von den herrlichsten
Insecten, unter welchen ich nur die Bupres-
tis interpunceaecLj einen der gröfsten und schönsten
südafricanischen Käfer und den Gryllus Mo-
laj ein Thier von höchst paradoxer Bildung nenne,
welche beide bisher noch ganz unbekannt gewesen
sind. Auf diesen Sträuchen befand sich ein schönes
hochrothblühendes Schmarotzergewächs, *) ei-
*) Herr W e n d l a n d , Aufseher des botanischen Gartens 211
ne wahre Zierde dieses Thals. Auch das Gestein
trug diesen fremden Gharacter an sich und mitgebrachte
Bruchstücke davon, sind in der Folge
von deutschen Mineralogen als neue Gebirgsar-
I ten beschrieben.*)
Unter diesem Sammeln erreichte ich einige
I Stunden später als meine Gefährten, das Ufer des
Oranjeriviers, wo ich unser Lager unter dem
I Schatten hochstämmiger Bäume aufgeschlagen fand.
¡Der Anblick des Flusses selbst, eines rasch dahin
I rauschenden Stroms, dessen hohe Ufer von hö-
I hern Bäumen reich umschattet sind, setzte uns
■ Alle nach so lange ausgestandnem Wassermangel
I und nach einer Reise durch so kahle Einöden, in
I wahrhaftes Entzücken. Der gegenwärtige niedre
I Stand des Wassers und eine in der Mitte des Flus-
I ses liegende Insel, die ihn nur in seiner halben
[ Breite erscheinen liefs, mäfsigten jedoch sehr die
[ Vorstellung, die wir uns nach den Beschreibungen
unsrer Führer von seiner Ausdehnung und
von der furchtbaren Tiefe und Gewalt seines
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He r r en b a u s en , der in dieser Pflanze eine neue Gattung
erkannte, belegte sie, mein geringes Verdienst zu ehren, mit
meinem Namen, 'unter welchem sie in seiner S ammlu n g
a u s l än d i s c h e r und e i n h e imi s c h e r P f l a n z e n (ater
Band, 1 tes Heft Taf., 39O abgebildet und beschrieben ist.
Herr Professor Wd 11 d e n ow führte sie in der Folge zur Gattung
L o r a n t h u s zurück, von welcher sie sich nur in der
Zahl der Staubfäden unterscheidet.
*) Zu diesen gehört unter ändern der. ä eh te Fas er quarz,
den Herr Obermedicinalrath K l a p r o t h untersucht und in dem
Maga z i n de r B e r l i n e r G e s e l l s c h a f t Na t u r f o r s e h e n der
Freunde vom Jahr 1811 beschrieben hat.