
nen oder zwei Tage nachher ist die Schlucht ganz
ungangbar; wir selbst hatten unsre Reise, die
schon auf den dritten festgesetzt gewesen war,
wegen des Wassers bis auf heute verschieben
müssen, und kamen demohngeachtet an manchen
Stellen nicht ohne grofse Gefahr durch den Strom,
der uns dagegen durch seine schäumenden Wasserfälle
hin und wieder einen herrlichen Anblick
gewährte. Gegen das Ende der Schlucht verläfst
der Weg den Lauf des Flusses und ist am rechten
Ufer durch die gesprengten Felsen in der
Fronte des Schurfdeberges hinaufgeführt. Hier
giebt es sehr steile Stellen, wo die Ochsen leicht
ermüden; auch heute ward das eine Spann ungeachtet
der geringen Ladung, von den wiederhohl-
ten Anstrengungen erschöpft, und sämtliche Güter
mufsten von unsem Hottentotten hinaufgetragen
werden. Wenn man den höchsten Punct
des Weges erreicht hat, geht er wohl noch eine
Viertelstunde wieder abwärts, ehe man sich in der
Fläche befindet.
Diese Fläche heifst das warme Bokkeveld und
ist einer der schönsten und fruchtbarsten Bezirke
der Colonie. Sie bildet ein fast vollkommenes Parallelogramm,
das von allen Seiten durch hohe Berge
eingeschlossen, vier Stunden lang und von
Norden nach Süden drei Stunden breit ist. Die
Ostseite wird von dem Hexriviersgebirge gebildet,
von Norden stofsen die Höhen des kalten Bok-
keveldes an diesen Bezirk, der Schürfdeberg giebt
die westliche, und der Zwarteberg die südliche
Grenze ab; das warme Bokkeveld liegt etwa 1500
Fufs hoher als Tülbagh, aber mehrere hundert
Fufs tiefer als die niedrigsten Plätze im kalten
Bokkeveld. Das Clima ist das ganze Jahr hindurch
ziemlich gemäfsigt*; so dafs man zu sagen pflegt,
es wehe hier eine recht vaterländische (europäische)
Luft. Das warme Bokkeveld bleibt auch
im strengsten Winter bewohnbar, und im Sommer
steigt die Hitze nie auf einen aufserordentlich
hohen Grad. Das Thermometer stand während
meines diesmaligen Aufenthalts Morgens bei Sonnenaufgang
gewöhnlich auf 8° R ., und pflegte um
Mittag eine Höhe von 170 R. zu erreichen. Wegen
dieses gemäfsigten Clima’s gedeihen hier europäische
Obstarten., Äpfel, Birnen, Pflaumen u.
s. w. besser als sonst irgendwo in der Colonie,
und Kirschen sind das ausschliefsliche Eigenthum
dieses Bezirks, und der niedriger liegenden Päch-
tereien des kalten Bokkevelds. Die Weiden sind
vortrefflich, und besonders dem Rindvieh zuträglich;
indessen kommen auch Schafe hier besser
fort, als im kalten Bokkeveld.
Die Eichen waren hier noch auffallend grüner
als unten in den Thälern und die Südfrüchte
fingen jetzt erst an’, recht reif zu werden. Man
jetzte uns auf dem Platz des Heemrad Frans
wan der Merwe, wo wir diesen Abend und den
folgenden Tag zubrachten, noch schöne Trauben
vor, die es in Tülbagh und in der Nähe der Capstadt
schon längst nicht mehr gab. Neben meh-
rern schönen Orangebäumen fiel uns hier noch
ein besonders groiser Feigenbaum auf,t der über
einen Fufs im Durchmesser hatte; der Besitzer