
und seine schwächliche Gesundheit verstatte ihm
ohnehin nicht, seiner eigentlichen Bestimmung
zu folgen. Sie wären bereit, ihm abwechselnd
Wohnung und Nahrung zu geben und dafür solle
er ihnen wöchentlich ein Paarmal ein Capitel aus
der Bibel erklären, ihnen etwas vorbeten und
dann und wann, wie *sie es nannten, ein Wörtchen
zur Erbauung ('een woordeken tot stich-
ti-ng) sprechen. — Die eigentliche Absicht war,
den Mann ganz zum Prediger zu machen, eine
Gemeinde aufser der Gemeinde zu bilden und
wo möglich sich allmählich von den Verpflichtungen
gegen die Kirche zu Roodezand ganz loszu-
reifsen. —— Um diese Beschuldigung zu rechtfer'
tigen mufs ich etwas ausführlicher werden. Das
Beispiel des frommen Ge o r g Schmid t und der
Herrnhuter-Sendungen nach Baviaanskloof hatte
in den letzten Jahren des abgelaufenen Jahrhunderts
die Missions-Gesellschaften in England und
Holland zur Nachahmung der rühmlichen Unternehmungen
gereizt und es wurden sogleich mehrere
Männer hieher gesandt, die den Wilden das
Evangelium predigen und sie zu guten Christen
machen sollten. Man war aber (besonders in
Holland) ungemein sorglos in der Wahl dieser
Personen und nahm, in Ermangelung würdigerer
Bewerber, Handwerker und Schulmeister; die in
Europa ihr ferneres Fortkommen nicht zu finden
wufsten, gegen ansehnlichen Sold und freie Reise
in den Dienst der Gesellschaft. Die mehrsten
derselben, (ich nehme drei bis vier würdigere
Männer aus) betrachteten die Reise nach Africa
nur als ein Mittel, sich einen leichten und angenehmen
Erwerb zu sichern U und waren nicht
sobald hier angekommen, als sie schon den erheuchelten
Eifer und den vorgeschützten innern
Beruf zu vergessen anfingen und nur darauf bedacht
blieben, die übernommenen Verpflichtungen
soweit zu üben, als nöthig sein möchte, um
mit einigem Fug den versprochenen monatlichen
Gehalt ferner ziehen zu können. Es wurden zum
Schein Zurüstungen zu einer Reise an die Grenzen
der Golonie getroffen, die denn aber, wenn
I es wirklich dazu kam, selten weiter als zwei bis
II drei Tagereisen ' von der Capstadt ging. Der
I Hang der Golonisten zur Frömmelei bahnte ihnen
I überall den Weg; eine ehrbare demüthige Miene
I sicherte ihnen, wo sie nur hinkamen, einen ehr- ¡furchtsvollen Empfang und mit ein Paar neuen
[ Gebeten in mystischen Worten mit Segenssprü-
j chen und Vorlesungen aus der Bibel in dem kla- II genden Ton der holländischen Pietisten waren
| ihnen bald Aller Herzen gewannen. Nirgend
j wurden diese Abenthöurer mit gröfserer Freude
aufgenömmen, als in der Gegend von Roodezand
I und dem Breederwier, wo eben damals der im
zweiten Abschnitt) (S. 231) erwähnte Domine
V*** mitten in seinen orthodoxen Bemühungen
I von der Regierung suspendirt war und wo man
| nur zu geneigt war, seine toleranteren Nachfolger
als Irrlehrer zu verschreien , die Kirche fortan
I nicht mehr besuchte und statt dessen in häufigen
[ gemeinschaftlichen Andachtsübungen sich besser
[ erbaute. Sehr gelegen kam diesen Leuten der