
der Stadt bringen lassen mufste. Ich hatte da-
mals einen Kranken, der mir sehr am Herzen lag,
den Chef der leichten Truppen, Oberstlieutenant
von Gi l ten, einen der edelsten Männer in je-
dem Sinne des Worts, mit dem ich in genauster
Freundschaft lebte. Die Wichtigkeit seines Postens,
und das Vertrauen auf meine Geschicklichkeit
hatten ihn bis jetzt, ungeachtet seines «Übel-
befindens und meiner dringenden Vorstellungen,
im Lager zurückgehalten. Jetzt begaben wir uns
mit einander zur Stadt, und bezogen eine gemeinschaftliche
Wohnung, wo ich seiner noch pflegte,
so lange es meine Kräfte gestatteten. Vier Tage
nach unserer Rückkehr verschied er in meinen
Armen; mit seinem Leben sank dem Staate und
unserm Chef eine bedeutende Stütze, und wenn
mich selbst die Sorge für ihn noch aufreeht erhalten
hatte, so warf mich nun der Schmerz, unter
zunehmender Krankheit, desto gewaltsamer
nieder. General J anssens gestattete nicht, dafs
ich in einem fremden Hause bliebe, sondern liefs
mich nach dem seinigen bringen; nur der guten
Pflege, die ich dort genofs, und der sorgfältigen
Behandlung meines Freundes und Collegen von
Z in k g r a f , verdanke ichs, dafs meine ungeschwächte
Jugend den Sieg über die Krankheit
davon tragen konnte, denn acht Tage lang lag
ich in dem gefährlichsten Zustande, und sah un~
ter denselben Erscheinungen, die das Leben meines
unvergesslichen Freundes geendet hatten, meinen
Tod herannahen.
Sehr langsam erfolgte meine Genesung, und
noch länger würde sie durch die Nachkrankheiten,
die dieser Epidemie eigen waren, verzögert
worden sein, wenn mich nicht der General-Com-
missär de Mist, der damals einen freundlichen
Landsitz an den Tigerbergen bewohnte, zu sich
genommen, und nebst seinen Kindern auf das Liebreichste
für meine Verpflegung gesorgt hätte. Dieser
heitre Aufenthalt und der Genufs der stärkenden
Landluft brachten mich endlich soweit,
dafs ich im Februar igo5 meinen Dienst wieder
antreten und mich ins Lager begeben konnte.
Die verderbliche Epidemie war jetzt vorüber,
aber Unglücksfälle andrer Art machten unserm
braven General das Geschäft der Regierung und
Vertheidigung fortdaurend beschwerlich. Die
Kornerndte fiel dies Jahr in der ganzen Colonie
fast noch ärmlicher aus, als im vorigen. Es trat
wirklicher Brodmangel ein, und hätte man nicht
frühzeitig die oben genannten Vorsichtsmaafsre-
geln getroffen, so würde für die Unterhaltung
der Truppen fast kein Mittel zu finden gewesen
sein. Nur sehr langsam füllten sich daher auch
die Vorräthe jenseits des Gebirges, und ein andrer
Zweck unsrer damaligen Reise ward ebenfalls
durch einen gräfslichen Unglücksfall vereitelt.
Das Laboratorium zu Zwellendam nemlich, dessen
Aufsicht dem redlichen Lieutenant Meier an vertraut
war, entzündete sich, eben als er selbst mit
sieben seiner Leute darin beschäftigt war, man
hat nie erfahren auf wfelche Weise. Alle darin
befindlichen Personen verloren das Leben, mehrere
aufserfialb Stehende wurden hart verwundet,
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