
grofse Beschädigung wieder herausgezogen ward.
Unsre Hottentotten hatten besonders gebeten,
nicht weiter zu reisen, weil sie diesen Abend im
Scheine des Vollmonds ein Fest feiern wollten.
Am Sakrwier nemlich hatte sich ein Bastardhottentotte,
der mit seiner Familie sich nach dem
Institut des Missionärs Anderson begeben wollte,
an unsern Zug angeschlossen. Eine Schwester,
die sich unter seinem Gefolge befand, hatte das
Herz eines unsrer Burschen gewonnen, und schon
vor einigen Tagen hatte er bei uns sich Erlaub-
nifs erbeten, sie förmlich.zur Frau zu nehmen,
Hier sollte nunmehr das Hochzeitfest gefeiert
werden, und das Lager war nicht sobald aufgeschlagen
und die Ochsen getränkt und festgebunden,
als sich sämtliche Hottentotten um ein
grofses Feuer lagerten, sich daneben ihr Abendessen
bereiteten und eine doppelte Ration Brant-
wein, die ihnen heute ausgereicht wurde, unter
lautem Jubel dazu genossen. Nachher spielten
sie neben dem Feuer ihre gewöhnlichen Spiele,
stellten Lustkämpfe an und schlossen erst spät in
der Nacht das Fest mit einem allgemeinen Tanz.
Alle diese Belustigungen hatten aber wenig Nationales,
wie denn überhaupt die heutige Hottentottengeneration,
innerhalb der Colonie, auch
in dieser Hinsicht schon zuviel von den europäischen
Sitten übernommen hat. Um das Brautpaar
selbst bekümmerte man sich fast gar nicht
und schien überhaupt nur einen Vorwand gesucht,
zu haben, einmal nach alter Sitte im Mondschein
recht fröhlich sein zu können. — Der Bräutigam
Tpar ein Meister auf der ’t Görrah, einem den
Hottentotten ganz eigentümlichen musicalischen
Instrument, das man jetzt nicht häufig mehr bei
ihnen antrifft, und das hauptsächlich nur noch
von alten Hirten gut gespielt wird. Es besteht
aus einem etwas gekrümmten Stäbe von hartem
Holz, über welchen eine lange Darmsaite gespannt
ist. Diese aber ist an dem untern Ende durch
Pferdehaar mit einer Federspule und nur durch
diese wieder mit dem Stabe in Verbindung gesetzt,
also gewissermaafsen isolirt, so dafs sie für
sich tönen kann, wenn der Spieler die Feder in
den Mund nimmt und durch ein stärkeres oder
schwächeres Anblasen derselben, die Saite in
Schwingung setzt. Das Ganze hat das Ansehn eines
Violinbogens, und ist, nach der gegebenen
Beschreibung halb Saiteninstrument, halb Blasinstrument.
Es wird gewöhnlich liegend gespielt,
und vorzüglich die nächtliche Ruhe scheint den
Hottentotten aufzufordern, sich darauf hören zu
lassen. Er hüllt sich recht behaglich in seinen
Pelz, legt sich auf das eine Ohr und hält bequem
die ’t Görrali aufrecht vor den Mund. In den
letzten Wochen der Reise pflegte unser Liebender
gewöhnlich die ganze Nacht durchzuphanta-
siren, obgleich er fast den ganzen Tag unser lo-
seS Vieh vor sich her treiben mufste. Wir gewöhnten
uns nach und nach so an die einförmigen
Töne, dafs sie uns nicht im Schlafe störten,
sondern vielmehr recht sanft einlullten. Aus der
Ferne gehört, haben sie durchaus nichts Unangenehmes,
sondern etwas sanft Klagendes, Sehnsucht