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Besuch der vorgeblich durchreisenden Missionäre,
da sie selbst sich längst ausgesprochen und ihre
alten Postillen einander bis zum Auswendiglernen
wiederholt vorgelesen hatten. Ganz natürlich
gefiel den bereitwilligen Lehrern der Aufenthalt
unter diesen wohlhabenden, gastfreien Menschen
zu gut, als dafs sie sich hätten entschliefsen können,
ihn gegen das ungemächliche Leben unter
rohen Wilden zu vertauschen. Verheirathun^en
mit den Töchtern frommer Bürger kamen dazu
und nun war vollends an kein Wegreisen zu
denken. Um doch etwas an die Missionsgesellschaft
berichten zu können, liefs man die in der
Gegend dienenden Hottentotten, die längst fast
eben soviel vom Christenthum wufsten, als ihre
Herrschaft, an den sogenannten Übungen theil-
nehmen und rühmte sich nun in den Briefen
nach Europa, ihrer Bekehrung. Viele dieser
Briefe sind denn auch ganz ehrlich in den:
GecLerifachriften der Zendelings-Maatschappy
te Haarlem rr mit allen Eigentümlichkeiten des
Stils und der Schreibart abgedruckt und man
mufs sie selbst lesen, um den Werth der africa-
nischen Missionäre und ihrer Bemühungen ganz
würdigen zu können.
Mit jedem Jahre vermehrte sich die Zahl der
ankommenden Missionäre, von denen einige
(meistens Engländer) allerdings zu den Wilden
abgingen; die übrigen aber zogen fortdaurend in
der Gegend von Roodezand umher, lebten ein
Paar Wochen bei diesem, und dann einen Monat
bei jenem Colonisten und liefsen sich
regel-
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regelmäfsig die angewiesene Besoldung auszahlen,
zu welcher mancher reuige Sünder in Europa
seine schönen Ducaten hergab, in dem frommen
Wahn, dadurch etwas zur Beglückung der irrgläubigen
Heiden beizutragen. Keinem von allen
diesen Sendlingen fiel es ein, zu den armem
entferntem Colonisten jenseits der Karroo zu
ziehn, die viele Tagereisen weit von der näch-
I sten Kirche entfernt wohnen und denen wirklich
mit ihrem Besuch ein wesentlicher Dienst erzeigt
I worden wäre. Nein, sie mufsten gerade eine
Gegend zu ihrem Aufenthalt wählen, in welcher
man besser lebte und wo die Zweifel an der
Rechtgläubigkeit des Predigers ihnen vollkommen
zu statten kamen, indem sie ihre Lehren
nur nach dem Sinne des grofsen Haufens einzu-
j richten brauchten, um überall eine günstige Auf-,
! nähme zu finden. Bisher waren die Zusammen-
i künfte ohne weitere Feierlichkeiten, bald hier
i bald dort gehalten und die Regierung hatte sehr
vernünftig der ganzen, an sich unschuldigen
i Sache nichts in den Weg gelegt, zumal da die
Missionäre nicht als solche unter ihren Befehlen
| standen und die Mifsbräuche bis dahin nicht so
weit gingen, dafs der Kirchenrath von Roode-
zand sich zu Klagen bewogen gefunden hätte.
Seitdem aber eine fromme Frau in der Capstadt
noch unter der englischen Regierung ein eignes
grofses Haus zu Abend-Andachts-Versammlungen
hatte bauen lassen, in welchem ebenfalls Missionäre
Lehrvorträge hielten, waren die Leute in
der Gegend von Roodezand auch auf den Gell.
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