
Neue, wie sehr die bequeme Lehre der mehrsten
Missionäre dem wahren Wohl der menschlichen
Gesellschaft zuwider läuft, und wie viel schwerer
es ist, wilde durch frühere Cultur nicht vorbe.
reitetete Menschen zum wahren Christenthum zu
bekehren, als es sich so viel fromme Leute in Eu.
ropa einbilden. Anderson selbst erzählte uns,
dafs gerade die schlechtesten Subjecte in seinem
Institut, ja manche, die auf Raub und Mord-atten.
taten ergriffen waren, der frommen Sprache am
mehrsten mächtig seien, und dafs nur die Furcht,
sie zu völligen Bösewichtern und für das Institut
selbst gefährlich zu machen, ihn bisher abgehal.
ten habe, sie wegzujagen und ihrem eignen Schick,
sal zu überlassen.
Von hieraus sandten wir mit zwei Hottentotten,
die auf Reitochsen nach dem Sakrivier zu-
rückkehrten, Berichte an den Gouverneur und
Briefe an unsre Freunde in der Capstadt und
selbst nach Europa ab, und nahmen am aisten
Junius von dem braven Anderson und seinen
Lehrlingen Abschied. Wir waren hier von der
geraden Richtung nach dem Lande der Beetjua-
nen abgewichen und lenkten nunmehr in westlichem
Course wieder ein.
Unsre Reise ging über ein ödes flaches Land,
das fast nur mit dürrem Grase und einzelnen kleinen
Syngenesisten aus den Gattungen Aster,
Gotteria und Berkheya bedeckt war. An den
trocknen Betten der Bäche standen mehrere Arten’
Mimosen, sämtliche neue* noch nich beschriebene
Arten, zum Theil von merkwürdiger Bildung
des Laubes. Hier fing auch schon der Lieblingss
trau ch der Beetjuanen, die Grewia obtusifolia an,
sich einzeln zu zeigen, und weiterhin war das
Land gänz mit den mannshohen Sträuchen des
Tarchonänthus camphoratusbevraichsen, in welchen
die Buschmänner am liebsten ihre Nester anlegen
und deren aromatische Blätter von unsern malayi-
schen Sclaven mit grofsem Behagen gekaut wurden,
weil sie den Geschmack dem ihrer vaterländischen
Kräuter sehr ähnlich fanden.
Nachdem wir gegen Abend einige kleine Bergrücken
überstiegen hatten, kamen wir an die Ort-
geluksJ'oneein> also genannt, weil vor einigen Jahren
ein Bastardhottentotte das Unglück gehabt
[batte, neben dieser Quelle seinen Jagdgefährten
durch unvorsichtiges Handhaben seines Gewehrs
¡zu erschiessen. *) Dies ist der nördlichste aller
von Ander sons Lehrlingen bewohnten Plätze,
[Wir fanden hier nur Namaaquas und Gr00tri-
fviershottentotten, die jedoch nicht minder gefällig
und aufmerksam waren, als die Übrigen. Sie
f brachten uns Milch, ein Paar Pantherfelle und ei-
| niges Schlachtvieh, wofür sie von unsern europäi-
*) Alle diese Örter haben auch koranasche Namen, die ich
Anfangs sammelte, um sie vorzugsweise in diesem Tagebuche
zu gebrauchen. Ich fand aber bald., dafs diese Namen sich
entweder auf den ganzen Landstrich bezogen, oder dafs der
einzelne Ort von jeder Horde anders benannt oder anders ausgesprochen
werde. Da nun- die Aussprache überdies beschwerlich
ist und die Namen gröfstentheils sehr lang sind, so habe
ich die holländischen beibehalten, die ohnehin von den jetzigen
Bewohnern dieses Landstrichs häufiger gebraucht werden,
und weniger zu Verwechselungen Anlals geben.