
gleicht einer Allee, indem zu beiden Seiten vor
den Häusern grofse schattige Eiehen stehen, die
fast so alt sind wie der Ort selbst, der ganz zu
Anfang des vorigen Jahrhunderts angelegt ward,
aber schon 17x0 völlig wieder abbrannte. Ein
ähnliches Unglück bedrohte ihn wenige Monate
vor unsrer Ankunft. Im December 1803 nemlich
brach in einer Nacht an mehrern Orten zugleich
Feuer aus, und ehe man den Flammen Einhalt
thun konnte, lagen zwanzig Gebäude in Asche,
Eine strenge Untersuchung entdeckte darauf, dafs
ein Gomplott von fünf bis sechs Sclaven und Sela-
vinnen dieses Unglück gestiftet habe. Man ward
ihrer habhaft, sie gestanden, dafs die Hoffnung,
in der allgemeinen Verwirrung mit einigen geraubten
Kostbarkeiten entfliehen zu können, sie
zu dem gräfslichen Plane verleitet habe, und
wurden bald nachher nach der Strenge des Gesetzes
theils auf dem Scheiterhaufen, theils durch
das Beil des Henkers hingerichtet. Man berechnete
den durch diesen Brand verursachten Schaden
auf i5o,ooo holl, Gulden. — Die Zahl der
übrig gebliebenen Wohnhäuser beträgt etwas über
achtzig. Unter den Gebäuden zeichnet sich besonders
die Wohnung des Landdrosten aus, in
Welcher zugleich der Versammlungssaal des Di-
strictsraths und die Archive befindlich sind. Die
Kirche ward 1723 gebaut und steht zwar nicht
an Grofse, doch an Gefälligkeit der Bauart den
Kirchen in Paarl und Roodezand nach.
Die Zahl der Einwohner von Stellenbosch
beträgt, die Sclaven und Hottentotten mit eingerechnet,
nahe an 1000.© | Dieser Ort hat das
Übel mit den kleinen Landstädten in Europa
gemein, dafs unter der mittlem Bürgerclasse, die
hier zugleich die niedrigste ist, wenig wahrer,
innerer Wohlstand herrscht. Ein jeder treibt
neben seinem Gewerbe etwas Acker- und Gartenbau
und mufs, da es an eigentlich armen
Leuten, die für weniges Geld im Tagelohn arbeiteten,
ganz fehlt, eine Menge theurer Sclaven
unterhalten, die ihm gewöhnlich das bei Weitem
nicht einbringen, was sie kosten. Dieses seltsame
Verhältnifs des südafricanischen Städters
wird erst in der Folge deutlich gemacht werden
können. In der Gapstadt wird es weniger
drückend, weil da der Handelsverkehr und die
Schiffahrt manche Nahrungsquelle öffnen. Hier
aber lebt einer von dem Ändern und wie die
Sachen einmal stehen, möchte man fast versucht
sein zu urtheilen, die Gegend um Stellenbosch
sei entweder zuviel oder zuwenig bevölkert.
Wären der Menschen hier mehr, so würde der
Werth der Producte steigen und die Handwerker
mehr zu thun finden, wären ihrer aber weniger
so könnte ein jeder sich mehr ausbreiten
und ganz als Colonist leben, wie es vormals der
Fall war. Das ganze Unglück dieses Landes hat
seinen Grund in dem Mifsverhältnifs zwischen
der Zahl der Producenten und Consumenten.
Der Letzten sind offenbar zu wenig und doch
fehlt es auf der ändern Seite wieder an arbeitenden
Händen, um die Producte in solcher
Vollkommenheit, von solchen Arten und mit so