
ohne bemerkbaren Zwischenraum auszusprechen. Es ist da-
her auch leicht begreiflich, dais sie mit manchen Consonan-
ten, die von den Lippen oder der Zunge hervorgebracht werd
en , sich gar nicht vertragen, dagegen sie am häufigsten mit
den Vocalen und Gutturalbuchstaben, hin und wieder aber
auch wohl mit N , S , und T Vorkommen. L e V a i l l a n t gebrauchte
zur Andeutung dieser Laute eigne selbst erfundne
Schriftzeichen, ich glaube ihre Versmnlichung zu erleichtern
wenn ich nach V a n d e r Kemp s *) Beispiel die Zahlen i,
2, 3 zur Bezeichnung des unterschiednen Grades der Schnalzlaute
gebrauche und nach Spa r rman s Muster das apo-
strophirte T , das allemal in diesen Lauten mitklingt, zu Hülfe
nehme.
Von den Buchstaben unsers Alphabets fehlen den Hottentotten
gänzlich L , F, V und W , eben so ist ihnen der aus
K S zusammengesetzte Laut unsers X fremd, so wie sie auch
keinen Zischlaut, weder den schärfern (Sch), noch weichere
Uebergänge davon kennen. Dagegen ist ihre Sprache desto,
reicher an Gutturallauten, indem sich alle Uebergänge vom
H, durch das arabische Hha, das Ch, das holländische G> zu
unserm deutschen G , K und Kch darin nachweisen lassen.
Diese starken Aspirationen, die in so vielen Worten Vorkommen,
sind allerdings etwas ganz Characteristisches, doch geht
L e V a i l l a n t zuweit, wenn er auch dafür ein eignes Zeichen
erfindet, indem sie sich viel zweckmäfsiger auf die oben
angegebnen Laute zurückführen lassen. Diese Laute werden
in allen ihren Abstufungen überaus fein getrennt, so dafs
ein europäisches Ohr oft Mühe hat, zwei Worte von einander
zu unterscheiden, die ganz entgegensetzte Begriffe bezeichnen
und nur in einem schärfern oder, leisem Hauch von einander
*) Dieser enthusiastische Hottentottenbekehrer druckte 180$
mit eignen Händen einen Katechismus in hottentottischer Sprache
zum Hutzen für Missionäre.
abweichen. Desto sorgloser sind sie in dem richtigen Gebrauch
der Buchstaben, die mit den Zähnen und Lippen gebildet
werden und verwechseln jeden Angenblick D und G,
B und D oder wo sonst einmal ein Labialbuchstabe vorkommt,
so dafs sich zumal beim Niederschreiben schwer entscheiden
läfst, ob man z. B. ein B oder ein P , ein D oder ein T gebrauchen
solle. Die häufig vorkommenden Endungen ih b
und i h n g , uhb und u h n g sind daher immer gleichbedeutend
; als- desto wichtiger aber hat man die Endungen in Labialbuchstaben
im Gegensatz von denen in S zu betrachten.
Hier ist B oder M allemal das Zeichen des Masculins, S dea
Féminins z. B. t ’ag uh b ein Schafbock, t ’2guhs ein Mutterschaf,
C l i a i b ein Mann, Cha i s a s . eine Frau, t 2kaam
Bruder, t ’2ka an s Schwester u. s. w.
Höchst mancbfaltig und in allen Abstufungen bestimmt
sind ihre Vocale und Doppellauter. Von jenen kommen O
und U am häufigsten, E am seltensten vor. Sie erscheinen
durchgängig mehr lang als kurz, auf ihnen ruht der T o n , da
die Wurzelwörter höchstens zweisilbig sind und die Mitlauter
desto schneller ausgesprochen werden. A und O haben hier,
wie auch in ändern Sprachen , die mehrsten Nuanzen, und
kommen in vielen Doppellautern mit den ändern Vocalen auf
eben so unterschiedne Weise zusammengesetzt vor. Nicht
ohne Absicht gebrauche ich daher unterschiedne Bezeichnungen
zur Versinnlichung solcher Doppellaute, obgleich wir in
unsrer Sprache sie für einen und denselben Laut gelten lassen
wie Aa- und A h , und eben so wohlbedacht schreibe ich
O u , Au, E u , .Oi , Oi , ö , E h, Ee, A, E i, Ai u. s. w. als
lauter wirklich nachzuweisende Abstufungen, die auch durch
Schriftzeichen ausgedrückt werden müssen, wenn man überhaupt
hottentottische Wörter niederschreiben will. Einen
Beweis davon mag folgende Reihe nahe verwandter Laute
geben :