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mir ein Baum, den Cook auf der Rückkehr von
seiner zweiten Reise selbst hier gepflanzt und der
schon eine ansehnliche Gröfse erreicht hatte. Es j
war die Barringtonia speciosa und so wie sie
jetzt dastand, alle Zweige voll von den prächtig,
sten Blüthen, bildete sie unleugbar eine der herrlichsten
Erscheinungen, die die Pflanzenwelt bietet.
Man mag sie sich einigermaalsen vergegenwärtigen
durch die Vorstellung, als sähe man eine
recht schöne Linde* die an dem Ende jedes
Zweiges eine grofse Cactusblüthe trüge. Auch ist
ihr Geruch nicht minder lieblich als der, den
man an diesem, in unsern Treibhäusern vorkommenden,
nur eine Nacht blühenden schönen Gewächse
kennt. Proteen, Erjthrinen, Soph oren
und andre capische Bekannte standen daneben,
als wollten sie noch einmal yon uns Abschied I
nehmen und tiefer im Garten auf feuchterem I
Boden bewiesen Gocos, Dattel- und Schirmpalmen
( Corypha minor,) dafs ihnen das hiesige Clima
besser Zusage, als das capische, in welchem sie nie I
haben gedeihen wollen.
An diesen Gärten vorüber, die ich schon in I
den ersten Tagen besucht hatte, ging auch heute I
unser Weg, der bald sich steiler in der Schlucht I
hinaufwand und nach halbstündigem Klettern uns I
auf die Fläche der Insel brachte. Hier erblickten I
wir rechts und links eine Menge von Pächtereien I
zwischen 6chönbegrünten Feldern und .Wiesen, I
die wie die Häuser selbst mehr an Europa und I
namentlich an England erinnerten, als irgend ein I
Fleck in der Capcolonie. Fettes Rindvieh wei- I
dete hier auf üppigem Grase, doch erzählte mein
Begleiter, die Insel könne bei weitem nicht soviel
dieser Thiere ernähren, als sie bedürfe. Was
er mir von den Bewohnern berichtete, stimmte
wieder ganz mit dem Character der europäischen
Golonisten in allen Weltheilen. Gutmüthigk.eit,
Gastfreundlichkeit, Widersetzlichkeit gegen die
Regierung, ewiger Hader mit den Nachbaren,
vernachlässigte Geistesbildung bei günstigen Anlagen
und kräftiger Körperbildung, das sind auch
hier die Hauptzüge. — Bald ward der Boden wieder
unebner und hügliger, wir kamen an einzelne
höchst romantische Puñete, wo reinliche Pächtereien
in tiefen Bergwinkeln, von Eich eil und
Pappeln umpflanzt, vor uns lagen. Ich schwelgte
in dem so lange entbehrten Genuls, den mir
feuchte Bergluft und der Anblick üppiger Triften
gewährte. Unser Weg ging gegen den höchsten
nordwestlichen Theil der Insel. Hier fing der
Boden an, unfruchtbarer zu werden, der Häuser
wurden weniger. An den Bergen standen einzeln
mehrere Arten von einheimischen Bäumen
zum Theil von io — 12 Fufs Höhe, naktem Stamm
und grofsen breiten Blättern, deren systematische
Namen mein Führer mir nicht anzugeben wufste.
Drei Arten davon nannte er Cabbagetrees (Kohlbäume)
zwei andre Gumtrees (Gummibäume.)
Alles was ich herausbrachte, war, es seien Syn-
genesisten. Je höher wir kamen desto feuchter
ward der Böden, desto mehr machten die Grasarten
(lauter europäische) den Farrenkräutem
Platz. Wir ritten im Nebel und feinem Regen,