
ten wurden dem General - Commissär Klagen
über einige Missionäre eingereicht, die es versucht
hatten, sich hier durch förmliche Namens-
Unterschriften einen Anhang zu sichern und
solche die sich der Unterzeichnung weigerten, in
den Ruf gottloser, schlechter Menschen zu bringen
suchten. Ein gewisser Tromp war soweit
gegangen, Sohne zum Ungehorsam gegen ihre
Väter zu reizen, Ehefrauen von ihren Männern
abwendig zu machen und hatte ihnen den Vorwand
an die Hand gegeben, man müsse Gott
mehr gehorchen als den Menschen. Ich könnte
hier Familien in ändern Gegenden der Golonie
nennen, deren ganzer häuslicher Friede durch
solche böse, scheinheilige Frömmler auf immer
gestört ist.
In dem Dorfe Paarl, das sich, wenn man
vom Thal Jbsaphat hereinkommt, malerisch unter
dem Berge hindehnt, ward der General-
Commissär und sein Gefolge feierlich von dem
Landdrost von Stellenbosch bewillkommnet. Die
gerade in diesem Augenblick leer stehende Predigerwohnung
war zu seinem Empfang in Bereitschaft
gesetzt, mit Hausgeräth versehen und ein
feierliches Gastmahl, woran die vornehmsten Bürger
Theil nahmen, darin angerichtet. Nachher
lud man ihn ein, die eben vollendete neue
Kirche in Augenschein zu nehmen, die unter der
Leitung eines geschickten Baumeisters, des Major
Ki i chl e r errichtet ist und jeder Stadt in
Europa Ehre machen würde. Zugleich ersuchte
man ihn, die Sorge für die Berufung eines geschickten
und vernünftigen Predigers aus Hol-
I land zu übernehmen, indem die Gemeinde schon
I seit mehrern Jahren verwaist und.genöthigt ge-
I wesen sei, nach Stellenbosch in die Kirche zu
I gehn. Bisher habe auch zuweilen ein Prediger
aus der Capstadt oder der von Stellenbosch den
öffentlichen Gottesdienst hier verwaltet. — Die
I hiesige Predigerstelle ist eine der angenehmsten
und einträglichsten in der Colonie. Zur Wohnung
des Predigers ist ein ehemaliger Eigenthumsplatz
genommen, der sehr gut unterhaltene
grofse Obstgärten hat und mit der Strafse durch
eine schöne doppelte Allee von Eichen verbunden
ist. Das Haus selbst ist das beste im ganzen
Ort. Merkwürdig ist auch noch eine Erziehungsanstalt
für Knaben, die Unternehmung ei-
I nes Deutschen, Namens Lindebaum. Die Zög-
I linge, unter welchen sich Söhne aus vielen der
I besten Häuser der Gapstadt befinden, wohnen
I alle in dem geräumigen Hause des Aufsehers und
I werden in der Religion, in lebenden Sprachen,
I etwas Geschichte, Erdbeschreibung und einigen
I Künsten unterrichtet. Diese Anstalt ist bis je>zt
I noch die einzige von ähnlicher Art im ganzen
I Lande.
Das Dorf Paarl besteht aus einer einzigen
| langen Strafse, die von ungefähr 50 Häusern ge-
I bildet wird. Die weiten Zwischenräume der Häu-
I ser dehnen diese Strafse aber zur Länge einer
j kleinen halben Stunde aus» Sie läuft an dem
ganzen östlichen Abhang des Paarlberges hin,
1 aus dessen, ergiebigen Quellen die Einwohner ihre