
damals vermuthen, dafs sie neu und von den Botanikern,
die dieses Land vor mir bereisten, vielleicht
eben wegen der ungünstigen Jahrszeit in
welcher sie blüht, übersehn worden sei. Spätere
Untersuchungen haben diese Vermuthung bestätigt
*). Auf der Rückreise fand ich an eben diesem
Gewächs Früchte und Samen.
Noch ehe in dieser Nacht der Mond unterging,
brachen wir wieder auf und die aufgehende
Sonne fand uns schon einige Stunden von un-
serm Lagerplatze entfernt. Etwa um 9 Uhr kamen
wir an die erste Anhöhe, mit welcher der
nördliche, gebirgige Theil der Karroo beginnt.
Diese Anhöhe ist nach vorn senkrecht abgeschnitten,
mit fast überhängendem Gipfel, und wird
deshalb de Hänglip (die Hängelippe) genannt.
Eben diesen Namen trägt bekanntlich ein viel
gröfserer Felsen von ähnlicher Gestalt, der die
äufserste südöstliche Begrenzung der Falsbay ab-
giebt. Von hier an geht es fortdaurend aufwärts
längs
*) Der Herr Graf von H o f f m a n s e g g und Herr Professor
W i l l d e n o w zu Berlin, welche die Dürchsicht meiner
Pflanzensammlung übernahmen, erkannten nemlich in dieser
Pflanze eine neue Gattung und Letzterer lieferte von ihr, unter
dem Namen: L i c h t c n s t e i n i a u n d u l a t a eine' Beschreibung
und Abbildung in den Verhandlungen der Berliner Gesellschaft
Naturforschender Freunde vom Jahr 1807. Der generische
Character ist: (Hexandria Trigynia) Cal. 0 — Cor.
infera licccapctala^ pctalis basi cacallatis, — Filam, basi ca~
naliculata, — Styli divaricati. — Eine andere Art dieser Gattung
fand ich nachher am Orangeflusse. Sie ward L. laevi -
g a t a genannt. .
längs dem Ongeluksrivier hinauf, in welchen bei
starkem Regen das Wasser aus den sämtlichen
südlichen Schluchten dieses kleinen Gebirges zu-
sammenfliefst. Einer der Ha'uptzweige, der fast
auf dem Gipfel entspringt, heifst Jukrwier (Joch-
flufs). Den grofssten Theil des Jahrs hindurch sind
] alle diese Flufsbetten trocken und nur im Winter
sickert hin und wieder eine dürftige Quelle
I aus dem Gestein, neben welcher denn jedesmal
I eine Winterwohnung angelegt ist. Einige dieser
Plätze fanden wir bereits von ihren Besitzern bewohnt.
Sie kamen zu uns heran und klagten mit
| Thränen, wie die ungewöhnliche Dürre dieses
Jahrs, die Pferdeseuche, uud vor allem die neuen
d häufigen Einfälle der Buschmänner ihnen den län-
] gern Aufenthalt, auf ihren Wohnplätzen an der
1 Grenze unmöglich gemacht und sie gezwungen
| hätten, jetzt schon in die Karroo hinabzuziehen,
obgleich hier für ihr Vieh fast noch nichts zu
fressen, vielweniger aber hinlänglicher Vorrath an
I Wasser vorhanden sei, und sie fast befürchten
I müfsten, einen grofsen Theil ihrer Habe unter
diesen Umständen einzubüfsen.
Wir gelangten bald auf die Höhe und sahen
I uns dort von einem ändern Berge durch ein Thal
I getrennt, das etwa eine Stunde breit ist, und in
j welchem sich ein, ebenfalls periodischer Flufs hinschlängelt,
der de Qoudsbloemsrivier, der Gold-
blumenflufs, genannt wird, weil in der Regenzeit
seine Ufer mit Goldblumen ( Gorterien)
bewachsen sind. Um etwas Wasser für unsre
nach neunstündiger Reise ermüdeten Pferde zu
H. S