kommt, wenigstens keineswegs so schnell, als man erwarten
sollte; ja wir fanden, dass, während wir in der letzten Zeit
unserer Reise gewöhnlich his zu 2^ Meilen in der Stunde gemacht
hatten, wir nun auf dieser offenen, ebenen Strecke kaum
so viel als 2 Meilen zurücklegten. Natürlich breiten sich die
Reihen der Kameele um so mehr aus, je breiter der Raum
ist, und durch diese unstete Richtung wird sehr viel Zeit verloren.
An der grünen Einsenkung, welche „garra mtä e’nedjm”
genannt wird, vereinte sich der östliche Pfad, der „trlk el
mugitha”, „via auxiliaris", heisst und hei dem Dorfe Ghana
vorbeiführt, mit dem unsrigen.
Er war hei dem kleinen, Wadi Mämüra genannten grünen
Fleck, dass ich jenen kleinen grünen Ammer beobachtete, gewöhnlich
Asftr, von Vielen auch Messlssa genannt, welcher
nur von den vorüberziehenden Karawanen lebt, indem er das
Ungeziefer von den Füssen der Kameele aufpickt. Nachmittag
waren wir höchlich erfreut, auf der grünen Stelle, „el
Wueschkeh” genannt, sogar eine Gruppe freilich verkümmerter
Palmen zu sehn. In dieser Gegend tödteten die Kameel-
treiber eine Anzahl von jenen giftigen und gefährlichen Eidechsen,
Namens „Bü-Keschäsch”, und hauptsächlich erwies sich
unser junger Targi-Freund sehr gewissenhaft, keine ihm zu
Gesicht kommende lebendig entgehn zu lassen.
Nach einem massigen Marsche von etwas mehr als 10|- Stunden
lagerten wir in einer kleinen Einsenkung, welche nach
einer besonderen Art grünen Gesträuches, das hier wächst,
„el Djederia” benannt ist. Es war sehr gut, dass wir zu so
zeitiger Stunde gelagert hatten, da sich bald hernach ein heftiger
kalter Wind erhob, welcher Regen brachte. Da unser
Zelt nicht mit gehöriger Sorgfalt aufgeschlagen war, wurde
es in der Nacht umgeweht, und es verursachte uns nicht wenig
Mühe, es wieder aufzuschlagen.
Indem wir unseren Marsch am folgenden Morgen fortsetzten,
stiessen wir etwa um 10 Uhr auf einen ärmlichen einzelnen
Talhabaum, der als „el duheda” besonders bezeichnet
war. Erwünschter kamen die Trüffeln, die wir weiterhin fanden
und die uns in unserem Nachtlager am Abend zu einer
vortrefflichen Suppe dienten *). Der Himmel war sehr, trübe
und der Mond hatte einen ausserordentlich grossen „dära”
oder Ring. Wir schliefen diese Nacht ohne Zelt und fanden
die Kälte sehr empfindlich.
Am folgenden Tage (19. April) wurde die Einförmigkeit unseres
Marsches durch Begegnung zweier Karawanen ein wenig
unterbrochen. Die erste bestand aus fünf Kameelen,.die zweite,
die Ghadämsi-Leuten gehörte, aus fünfzehn. Die letztere hatte
Elfenbein geladen und führte eine Frau mit sich, welche, in
ihrem kleinen Käfig sitzend, sich ziemlich behaglich zu fühlen
schien. Etwa um Uhr Nachmittags erreichten wir die
höchste Erhebung der Hammada, 1450 Fuss über dem Mee-
resniveau. Sie ist durch eine Halde bezeichnet und trägt
daher den Namen „redjm el erhhä’||,d a s Zeichen der Steinhaufen”.
Der Araber, der oft einsam und gedankenvoll über
sein weites Gebiet schweift, ist wohlempfänglich für die leisesten
Gestaltungen der Oberfläche des Bodens.
Bald darauf lagerten wir uns, da ein heftiger Wind von
NNW. zu stürmen anfing. Die Schwalben, oder vielmehr Felsenschwalben
( Cotyle rupestris)^ die unserer Reisegesellschaft
bisher gefolgt waren, flüchteten, vom Sturm getrieben, in unser
Zelt und verbargen sich in den Zwischenräumen, welche
von dem Gepäck gebildet wurden. Aber sie täuschten sich in
der Erwartung, hier eine sichere Zufluchtsstätte gefunden zu
haben; denn das leichte, hochdachige Zelt ward in der Nacht
wiederum umgeweht, als-ein dichter Regen den Sturm be^
gleitete, so dass wir uns mit.unseren kleinen Gästen eine
Zeit lang in etwas unbehaglicher Lage befanden. Die Folge
*) Auch die westliche Wüste zwischen Tuat und Timbuktu ist mitunter
reich an Trüffeln, wie schon der grösste aüer Arabischen' Keisenden, Ebn Ba-
tüta, bemerkt.
Barth’s Reisen. I. 1 9