mittheilt. Was mich anlangt, so war es mir natürlich überlassen,
auf meinem eigenen Meheri reitend, bald voraus zu eilen,
bald hinterdrein zu bleiben, wie Laune oder der Wunsch, unsere
Richtung zu beobachten oder etwas Bemerkenswerthes
näher in’s Auge zu fassen, es mir eingaben.
So zogen wir denn dahin « i allerdings das Gesicht nicht
nach dem erwünschten Süden gewandt, sondern nach Westen.
Aber eben in dieser Richtung konnten wir eher hoffen,
bald in neue, noch unentdeckte Gegenden einzutreten, als
auf dem einförmigen und schon beschriebenen Bomo-Wege.
Wir hatten jedoch damals noch keine Vorstellung, welch’
eine reiche Welt von Völker- und Naturverhältnissen uns
jene Sudan-Strasse enthüllen sollte. K* Die Thalebene war
hin und wieder von ansehnlich tiefen Sandhügeln unterbrochen;
dann kam uns ein vorgeschobener Ausläufer der Pflanzung
von Aghär im Süden zu Gesicht. Hier wurde der Boden
fest und die Landschaft offener. Wir hielten uns an
dem Südrande der Hauptpflanzung entlang und passirten das
Dorf und unseren früheren Lagerplatz.
Nachdem wir dann mehrere halbverlassene Dörfer in grösserer
Entfernung liegen gelassen hatten und an einigen wenigen
zerstreuten, noch bewohnten Hütten von Palmblättem,
unmittelbar an unserem Wege, vorübergezogen waren, betraten
wir um Mittag wieder sandigen Boden, der einige isolirte
Palmgruppen trug. Hier sah ich ein sehr seltenes Beispiel
einer doppeltgespaltenen Dattelpalme mit zwei getrennten
Kronen, an entgegengesetzten Seiten hinunterhangend. Bei
dem „düm” oder der Cucifera Thebaica ist dies vorherrschend,
bei der Dattelpalme aber ist eine solche Spaltung
unerhört, und ich habe, so viel ich mich erinnere, nie ein
anderes Beispiel gesehn. Dümpalmen gibt es hier umher
keine einzige; die nördlichste ist auf dem Bilma-Wege in
Tegerri und auf unserem Wege nahe vor Selüfiet.
Hierauf passirten wir das Dorf Tessaua, oder eigentlich
Tä-ssaua*), das mit seinen Lehmmauem und Thürmen von
aussen weit bedeutender aussieht, als wenn ein Blick in’s
Innere, über die halbverlassenen Häuser hin, geworfen wird;
und trotzdem ist es noch immer einer der reicheren Plätze
im Lande.
Etwas weiterhin lagerten wir auf offenem Sandboden, wobei
wir, da unser kleines Zelt aus Versehn mit vorausge^
gangen und das grosse für die Rast einer einzigen Nacht
zu schwerfällig war, ein ganz leidliches luftiges Dach aus
unseren Teppichen bildeten. Kaum hatten wir uns bequem
eingerichtet, als wir noch die angenehme Nachricht erhielten,
dass Hatlta mit zwei Söhnen Schafo’s eben von Rhät
angekommen sei und bei uns vorsprechen werde. Ihre Ankunft
war in der That von der grössten Wichtigkeit geworden,
da Herr Richardson nicht ohne sie auf brechen wollte
und gewiss Recht hatte, so zu thun, obwohl es Jedem, der
im Geringsten mit den Zuständen im Innern bekannt war,
offenbar werden musste, dass sie uns nicht die geringste
Sicherheit eines guten Empfanges in Air oder Asben verschaffen
konnten, da dies Land von einem gänzlich verschiedenen
Stamme beherrscht und bewohnt wird.
Auf der anderen Seite brachte uns die Ankunft dieser
Häuptlinge in eine um so schiefere Stellung zu Mohammed
Boro. Dieser angesehene Mann hatte so lange auf uns gewartet
und sah nun deutlich, dass wir, anstatt — wie Herr
Gagliuffi ihm gesagt — unseren Erfolg gänzlich von seinem
Schutze abhängig zu machen, uns ganz allein auf die Rhät-
Häuptlinge verliessen und mit ihm blos unser Spiel trieben.
Er gerieth in unmässigen Zorn 'und drohte offen vor unseren
Leuten, er werde dafür Sorge tragen, dass wir auf dem
*) Tä-ssaua ist, wie ich schon oben andeutete, einer der Namen, welche die
alte Wanderung der Göber-Haussa- Nation bezeichnen. — Es war eine alte
Siedelung, wohl so alt wie Djerma.