sitzend, die Stadt verliessen. Unser Zug ward angeführt von
dem Konsul Herrn Crowe in seiner Kutsche, Herrn Reade und
dem Dr. Diekson mit seiner Familie. So zogen wir unter
dem Staunen der Tripolitaner zur Stadt hinaus, unserer
verschleierten Zukunft entgegen. Unter den Olivenbäumen
hei Kasr el Haeni nahmen wir herzlichen Abschied von un-
sem Freunden, obwohl wir sie vor unserer endlichen Abreise
wahrscheinlich noch einmal sehn sollten. Wir setzten dann
unseren Weg fort und schlugen unser Zelt bei herrlichem
Mondscheine am Rande der kleinen Gruppe von 'Ain Sarah
auf. Diese Stätte, wo bis zum Jahre 1835 ein kleines Dorf
gestanden, hat ihren Namen von einer breiten morastigen
Einsenkung, welche an der Südseite sich hinzieht und dicht
mit Schilf und Rohr bewachsen ist. Gegenwärtig lebt kein
Mensch hier; die Brunnen sind mit Erde angefüllt und die
Dattelpalmen, pflegender Sorgfalt entbehrend, sind theilweise
vom Sande verschüttet, der sich hier in grossen Hügeln an-
gesammelt. hat. Bei alledem ist es noch ein anziehender Platz,
eine Mischung von angebautem Lande und von Wüste, während
eine Gruppe von etwa zehn Olivenbäumen, welche ihren
frischen, kühlen Schatten über einen grünen Wiesenteppich
breiten, einen willkommenen Rastplatz bildet. Rund umher
ist viel angebautes Land, aber die spärliche, halb erstorbene
Saat war kaum im Sande zu erkennen.
An dieser Stelle war es, wo mir bei meiner glücklichen
Rückkehr im August 1855 Herr Reade, der Vice-Konsul, entgegenkam
und eine Nacht mit mir gelagert blieb. Damals war
ein Brunnen sehr schönen Wassers gegraben und ein Steinhäuschen
von einem Tripolitaner Kaufmann erbaut worden. .
Wir blieben bei 'Ain Sarah bis Freitag den 295t™ März
gelagert. Am Mittwoch kam Frederic Warrington, welcher
m s einige Tagereisen weit das Geleit geben wollte, heraus
und schlug sein grosses Zelt neben dem unserigen auf, so
dass das Lager Leben und Behaglichkeit bekam. Unser
Freund war vom Amerikanischen Konsul, Herrn Gaines, begleitet
und brachte uns die angenehme Nachricht, dass Herr
Richardson bestimmt am Freitag die Stadt verlassen würde
und dass wir ihn in Medjenln treffen sollten. Herr Överweg
und ich brauchten acht Kameele für unser Gepäck, ausser
den beiden, welche wir selbst ritten und die unser Eigenthum
waren. Ich hätte freilich lieber einen Esel für mich gehabt,
da man mit einem solchen Thier sich leicht hinwenden kann,
wohin man will; aber in Tripoli gibt es keine Esel, welche
für eine solche Reise stark genug wären. Ein Pferd dagegen
mit dem nöthigen Vorrath von Gerste und Wasser, den man
immer mit sich fuhren muss, war für die mir damals zu Gebote
stehenden Mittel zu theuer. Ich war wenigstens so glücklich
gewesen, ein ausgezeichnetes Arabisches Kameel von der
berühmten Race der Bü-Ssaef zu kaufen. Dies liebe Thier
blieb mein treuer Gefährte bis Kukaua. Ich habe schon oben
anzudeuten Gelegenheit gehabt, wie schön und bequem Herr
Warrington mir mein Thier sattelte, so dass ich im Ganzen
sehr angenehm beritten war.
Wie glücklich und leicht wäre der Reisende, wie unendlich
geringer würden die Schwierigkeiten sein, mit denen er zu
kämpfen hat, wenn er ohne die Bürde des mannichfaltigen
Gepäckes dahinziehen könnte 1 Davon überzeugten wir uns
vollkommen, als wir endlich am 29sten unseren Lagerplatz
bei den Dattelpalmen und dem kleinen Olivenhain von 'Ain
Särah verliessen. Das den Kameeltreibern sowohl wie unseren
Dienern noch ungewöhnliche Gepäck verursachte uns unsäglich
viel Mühe und langen Aufenthalt.
Die schwierigste Aufgabe für den Reisenden in tropischen Gegenden
ist, sich gegen die Feuchtigkeit des Bodens zu schützen,
da er nicht im Stande ist, leicht packbare, auf Springfedern
ruhende Gestelle mit sich zu nehmen, die, wenn einmal in
Unordnung gerathen, nicht wieder hergestellt werden könnten.
Wir hatten uns also jeder mit einem Paar sehr schwe