■wir uns der berühmten Ruinenstätte von Leptis näherten.
So fand ich hier ein wenig zur Rechten von unserem Pfade,
bei einem Beduinen-Lager, die Ruinen eines Tempels von
bedeutender Grösse, von den jetzigen Anwohnern „Ssanem
ben Hamedän” genannt. Der Grundplan dieses Gebäudes
ist höchst eigenthümlich; die Fronte ist gegen Norden gerichtet
und tritt mehrere Fuss gegen die Seitenmauem zurück;
jedoch besteht sie aus nichts Anderem als aus einer
Doppelreihe sehr grösser, aufrecht stehender Steine — man
kann sie kaum Pfeiler nennen, ffi» während der innere Theil
mit Ionischen Säulen geschmückt ist. Das ganze Gebäude
ist etwa 40 Schritt lang und 36 breit, aber der architektonische
Werth der einzelnen Theile ist zu gering, um die Mühe
genauer Messung zu lohnen.
Etwa 1500 Schritt weiter östlich sind die Ruinen eines
anderen noch grösseren Denkmals, an 77 Schritt in jeder
Richtung messend und von den Arabern „Kasr Kerker” genannt.
Es hat mehrere Abtheilungen im Innern; drei Räume
liegen dem Eingang gegenüber, und zwei andere grössere
an der Ostseite. Etwa in der Mitte des ganzen Gebäudes
ist ein grösser viereckiger Stein, ähnlich jenen oben erwähnten,
aber mit einer
merkwürdigen, wenn
auch nicht sorgfältig
ausgeführten, doch der
Darstellung wohl werthen Skulptur auf einer seiner schmalen
Seiten.
Da ich die Kameele nicht hatte warten lassen, eilte ich
mit meinem berittenen Begleiter, ihnen nachzukommen, im
schnellsten Trott, dessen mein schwächlicher Esel fähig war.
So passirten mir mehrere Schöne Senkungen mit üppigen
Olivenbäumen und mehrere Stätten alter Dörfer oder Burgen.
In der That erinnere ich mich kaum, je so schöne
Olivenbäume, so gross und ihr dichtes Laubwerk in kuppelähnlicher
Gestalt so weit ausbreitend, gesehn zu haben, wie
diejenigen waren, welche wir in einer Senkung etwa eine
Stunde vor Mittag passirten. Die Landschaft bleibt wellenförmig
und bildet sehr fruchtbare Einsenkungen.
Wir holten unsere Kameele bei Wadi Lebda ein. Zu meinem
grossen Erstaunen war es jetzt vollkommen trocken.
Näher zur Linken hatten wir angebautes Land und Ruinen,
und weiterhin, nach der Küste zu, breitete sich die grosse,
freundliche Stätte von Leptis über das Wiesenland aus, während
noch etwas weiterhin der kleine Erhebungszug emporsteigt,
auf dessen Gipfel das Dorf Churbet hammäm liegt.
Nachdem wir eine liebliche kleine Senkung durchschnitten
hatten, war die Ehene eine Strecke lang mit dichten Gebüschgruppen
überwachsen, bis wir die Pflanzung von Ssueil
erreichten, wo die zum „Ssahel” gehörigen Dörfer anfangen
und nun, von Kornfeldern, Oliven- lind Dattelhainen umgeben,
in einer fast ununterbrochenen Reihe sich fortsetzen.
Nach der Angabe meines Schausch wird auch in den Thälern
hinter dem Ssahel eine grosse Menge Korn gebaut — eine
Angabe, welche durch die Menge wohlbetretener Pfade, die
von der fruchtbaren Ebene dahin führen, vollkommen bestätigt
zu werden scheint. Nach reichlichem Regenfall überschwemmt
diesen Theil der Ebene das Wasser des Wadi
Bondäri, welches letztere nach dfem Gesammtnamen der
niedrigen, die Ebene begrenzenden Kette benannt wird.
Nachdem wir mehrere kleine Dörfer des Ssahel passirt
hatten und ich der „El De chaele” — nach der Meinung
der Anwohner der ältesten, ohne Zweifel wenigstens
der schlanksten und höchsten Dattelpalme dieser Pflanzung
nicht allein, sondern aller Pflanzungen, die ich je gesehn —
meine schuldige Verehrung erwiesen, erreichten wir etwas
vor 5 Uhr Nachmittags das Dorf Sauya FerdjSni. Hier
schlugen wir unser Zelt auf einem Stoppelfelde nahe einem
Dattelwäldchen auf und ruheton von unserem erfreulichen