Tag ging so verloren. Wir lagerten denn, nachdem wir kaum
2^ Meilen gezogen waren. Hier schlossen sich uns der Tinyl-
kum Ibrahim und ein Kel-owl Namens Rabbot an. Der Letztere,
ein sehr liebenswürdiger und intelligenter Mann, belehrte
mich unter Anderem, dass im Osten des Thaies Tefärrakad
mehrere andere Thäler seien, die an Reichthum und Fülle
des Pflanzenwuchses jenem keineswegs nachständen. Er nannte
als die bemerkenswerthesten dieser Thäler: Amdegra, Edob,
Tewarni, Tln-dauen und Assägatay.
Als wir dann endlich am Donnerstag Morgen unsere Reise
wirklich äntraten, folgten wir ganz unserer alten Strasse, da
Hamma dringend wünschte, so schnell wie möglich nach Hause
zu kommen. Doch boten die Berge und Erhebungen, welche
diese Gegend charakterisiren, indem wir, sie nun von der anderen
Seite sahen, noch immer eine reiche Abwechselung in der
Scenerie dar, und ich hatte vielfache Gelegenheit, meine Aufnahme
dieser Gegend zu vervollständigen. Ausserdem wählten
wir unsere Lagerstätten an ganz anderen Plätzen, und
manche kleine Vorfälle gaben unserer Reise ein neues Gepräge.
Das interessanteste dieser kleinen Reiseabenteuer
ereignete sich im Thale Budde. Während wir nämlich sorglos
und in nachlässiger Weise dahinzogen, rief uns plötzlich
Hamma mit schallendem Ruf zu den Waffen. Ein Trupp
von fünf Löwen näherte sich nämlich auf der östlichen Seite,
wo das Land glücklicherweise ganz offen und hur von niedrigeren
Felsaufsprüngen durchzogen war. Wir griffen also
■schnell zu unseren Waffen und Hamma, Mohammed, Rahbot
und ich gingen ihnen entgegen. Sobald sie uns aber herankommen
sahen, kehrten sie den Rücken und sprangen über
das felsige Terrain ihrem Zufluchtsort in den Bergen wieder
zu. Der Löwe von Air scheint in der That kein sehr
grimmmuthiges Thier zu sein; er hat, wie diese ganze Gattung,
die an der Grenzregion der Wüste lebt, keine oder eine
sehr kurze Mähne B wenigstens so weit ich im Stande war,
aus der Feme zu erkennen oder zu erforschen; denn weder
hier, noch später am Niger konnte ich das Feil eines Löwen
zu Gesicht bekommen. Aber die Eingeborenen behaupteten
sehr bestimmt, dass die Löwen bei ihnen zu Lande n i e eine
Mähne hätten;;.ach hatte nämlich auf meiner Reise nach
Timbuktu ein sehr schönes Fell eines gewaltigen Löwen aus
Logone bei mir.
Das Thal Tiggeda entwickelte jetzt einen sehr verschiedenen
Charakter von demjenigen, den es bei unserer Hinreise
nach ’Agades hatte. Damals war es bei aller seiner Schönheit.
nicht durch die Anwesenheit eines einzigen menschlichen
Wesens belebt; jetzt begegneten wir schon an seinem Eingänge
einer beträchtlichen . Karawane Kel-owl, die Salz geladen
hatte; sie war von einer Heerde junger Kameele, welche in
Agades gegen Korn verkauft werden sollten, begleitet. Weiterhin
trafen wir auf eine Heerde von 60 bis 70 Stück Rindvieh
und zahlreiche Ziegenheerden, die sich des reichen
Krautwuchses erfreuten, welcher schon auf der Hinreise .mein
Erstaunen erregt hatte.
Wir wurden hier ■ auch durch die wichtige Nachricht er--
schreckt, dass der alte Häuptling von Tintellust nicht allein
mit meinen Gefährten, sondern mit der ganzen Karawane
schon nach dem Sudan aufgebrochen sei.. Während nun der
hitzige und leichtfertige Mohammed Pläne auf Pläne schmiedete,
berechnend, wie wir im Stande sein könnten, sie einzu-
hölen, blieb Hamma, der seinen Schwiegervater besser
kannte, ungläubig; er war sich seiner eigenen Bedeutung zu
wohl bewusst, als dass er geglaubt hätte, der alte Häuptling
könne vor seiner Ankunft das Land verlassen; auch
hatte er noch die nach Bilma ziehende Salzkarawane zu versorgen
Wir hatten von dieser Seite einige sehr hübsche Bergansichten,
namentlich als wir uns dem Eghelläl näherten, hinter
welchem der Bonday und andere Berge hervortauchten.