können. Wir aber sollten jetzt den Charakter einer
wissenschaftlichen Expedition mit dem einer Gesandtschaft
vereinen und neben der Erforschung der unbekannten
Gegenden uns auch bemühen, Freundschaft
mit den Häuptlingen und Fürsten der verschiedenen
Länder zu schliessen.
Man kann überzeugt sein, dass wir nie auch nur
die Grenze des Landes Air ohne Waffen überschritten
haben würden, und wie hätte ich später im Stande
sein können, in anständigem Aufzuge unbewaffnet
Länder zu durchwandern, die in fortwährendem
Kriegszustände sind, wo kein Fürst den Reisenden
anders beschützen kann, als mit Hülfe einer zahlreichen
Eskorte, und wo eben diese bei der ersten wirklichen
Gefahr sich gewiss aus dem Staube macht!
Es mag möglich sein, und wie - es scheint, ist die
Möglichkeit bewiesen worden, in einigen Gegenden
Süd-Afrika’s unbewaffnet zu reisen, aber da ist der
grosse Unterschied, dass hier nur heidnische Stämme
sind, während in den Gegenden, die ich durchzogen
habe, Isslam und Heidenthum einander beständig in
offenem oder heimlichem Kampfe gegenüberstehn,
ganz abgesehn von dem an sich so unsichem Zustande
der Strassen in grossen Reichen, die aus ganz
heterogenen, nur lose verbundenen Elementen bestehn.
Bewaffnet muss der Reisende in diesen Ländern
sein, aber es muss ihm zur strengen Pflicht gemacht
werden, die äusserste Vorsicht im Gebrauch der Waffen
anzuwenden. Der Grund nun, der mich glücklich so
viele Gefahren überwinden liess, war, glaube ich, weil
Jedermann wusste, dass ich völlig bereit war, ihn zu
empfangen, dass meine Waffen stets scharf geladen
waren und ich oft den Beweis lieferte, dass sie es
waren, und weil ich besonders während der Nacht
wohl auf meiner Hut und umsichtig war. Dies waren
meine Mittel, Feinde abzuhalten, während mein
eifriges Bemühen dahin ging, Männer, mit denen ich
in friedlichem Verkehr stand, durch wirkliche Achtung
und Freundschaft an mich anzuschliessen. Ich
bin niemals weiter vorgedrungen, ohne zu wissen,
dass ich hinter mir einen aufrichtigen Freund liess,
und dass, wenn ich genöthigt sein sollte, meine
Schritte zurückzumessen, ich dies mit Sicherheit thun
könnte.
Aber ich habe gewichtigeren Grund, das Verhalten
der Englischen Regierung zu loben. Denn als
HerrRichardson im März 1851 den Mühseligkeiten der
Reise unterlag, schenkte sie mir ihr volles Vertrauen.
In einer Depesche, die mir in Mäsena, der Hauptstadt
Bagirmi’s, zukam und die ich im dritten Theile mit-
getheilt, übertrug Lord Palmerston mir die Leitung
der Expedition und stellte hinreichende Mittel zu meiner
Verfügung, die Zwecke derselben auszuführen.