er nur Befehle von mir erhalten hatte, sich bedeutend
besser benahm als zuvor. Ich schrieb nach seiner Erzählung
eine Göber-Geschichte nieder, welche, als charakteristisch
für die Einbildungskraft der Eingeborenen und alte heidnische
Vorstellungen vertretend, seihst für den allgemeinen
Leser vielleicht Interesse haben dürfte. Während unseres
hiesigen Aufenthalts kamen die verschiedenen Ahtheilungen
des Air langsam heran; wir bemerkten unter ihnen die
Kel-asaneres, Lü-ssu’s Leute, deren Häuptling, wie ich oben
schon bemerkt, nach dem Sudan vorausgegangen war.
[Donnerstag, Dezember.] Unsere schwerfällige Karawane
brach endlich wieder auf, da sich die Kameele von
dem angreifenden Marsche über die nackte, wüste Hochfläche,
welche das Alpenland Asben von der fruchtbaren Einsenkung
des Tebu-Landes trennt, erholt hatten. Es erregte
meine Aufmerksamkeit, dass das buschige, dickblättrige
Alluot, die schon wiederholt erwähnte blaue Crucifere, gänzlich
aufgehört hatte; seihst die Bü-rekkeba genannte Graminee
wurde seltener, und nur einzelne Bäume waren umher verstreut.
Auf unserem Marsche über diese traurige Ebene bemerkten
wir einige Tebu- oder Teda-Kaufleute, aus Dirki gebürtig,
mit nur drei Kameelen; sie waren mit der Salzkarawane
von Bilma gekommen und gingen nach Kanö. Wir hörten
von ihnen, dass eine Tebu-Karawane vom Tebu-Lande zur
Zeit des Aid el Kebir aufgebrochen sei, um nach Borno zu
gehn. Dies Beispiel dürfte selbst von Europäern vielleicht
mit Vortheil nachgeahmt werden, um das Land der Asgar
und die unsicheren Grenzgaue der Kel-owi zu umgehn,
wenn überhaupt je diese von Wüsteneien abgeschlossenen
Gegenden in lebhaften Verkehr mit Europa treten sollten.
Eine kurze Strecke lang war die Ebene mit Talha’s geschmückt,
aber dann wurde sie sehr unwegsam, eine rauhe
Fläche schwarzen Basalts, durch welche sich der schmale
Pfad hinwand und die Karawane in eine lange Reihe presste.
Ungefähr um Uhr Nachmittags fingen wir an, von dieser
breiten basaltischen Ebene aufwärts zu steigen, nachdem wir
ein höchst rauhes Terrain überschritten hatten.
Nachdem wir das trockene Bett eines Winterregenstroms
durchschnitten, traten wir in das wirkliche Thal Tellua ein,
das eine leidliche Menge Bäume, aber sehr wenig Krautwuchs
hat. Ein Begräbnissplatz gab den Beweis, dass es der gelegentliche
oder zeitweilige Wohnsitz umherschweifender Anwohner
ist. Als wir vom Grunde des Thaies wieder aufwärts
stiegen und von der höheren Fläche zurücksahen, erhielten
wir einen schönen Blick auf den Berg Adjüri, an
dessen Fusse Tschemia oder Tschimmia liegt, ein Dorf und
Thal, das wegen seiner Dattelpalmen berühmt ist und von
mir schon auf der Strasse nach Agades erwähnt wurde.
Es ist eigenthümlich, dass wir nicht das Glück hatten,
auch nur eine einzige der Stätten in Ashen, welche durch
die Anwesenheit dieses stattlichen Baumes ausgezeichnet sind,
zu besuchen — weder den oben genannten Ort, noch I-feruän,
noch Irin-allem. Ein Besuch dieser Orte würde für einen
künftigen Reisenden jedenfalls einen der interessantesten
Gegenstände seines Unternehmens bilden.
Nachdem wir uns etwa eine Stunde lang auf der Ebene
gehalten hatten, lagerten wir in geringer Entfernung westlich
an dem jetzt trockenen Bette eines Rinnsales, das von Nord
nach Süd am östlichen Fusse niedriger Basalterhebungen
sich hinzieht und vielen schönen Bäumen, aber nur spärlichem
Krautwuchse Nahrung gibt; es war voll von Gazellenspuren.
Ich ging, um jene Erhebung zu besteigen, in der Annahme,
dass es eine Vorhöhe des Baghsen sei, fand aber, dass sie von
diesem durch eine ganz nackte, kahle Einsenkung getrennt
war. —
Dies war der' schönste Punkt, wo ein Blick auf die
östliche Seite des Baghsen mit seinen tiefen, Thalgründen
oder Schluchten, welche die Bergmasse in mehrere ein