d a Atlantica. Mit ihrem frischgrünen Laubwerk trug sie viel
dazu bei, die kahle, kiesige uud vielfach mit Feuersteinen
bedeckte Gegend wenigstens an einzelnen bevorzugteren Stellen
zu beleben und zu schmücken. Herr Overweg ward hier
auf schwarze basaltische Kegel aufmerksam, die zur Linken
zwischen den Kalksteinkegeln hervorragten. Etwa um 4 Uhr
Nachmittags zog ein merkwürdiger, regelmässig behauener,
viereckter Stein, der in einiger Entfernung von unserem Pfade
aufrecht stand, meine Aufmerksamkeit auf sich. Er hatte
3 Fuss Breite und Tiefe, aber nur 8 Zoll Dicke, und war
unverkennbar dazu bestimmt, nach Westen zu zeigen, aber
keine Spur von Inschrift war zu entdecken. Etwa eine Meile
weiterhin lagerten wir am Fusse der westlichen., schön geformten
Kette, welche sich zu einer Höhe von etwa 300 Fuss
erhebt, während die östliche nahe heran tritt, so dass ein
enger Pass gebildet wird. In diesem Winkel, wo die Feuchtigkeit
von zwei Thälem sich sammelt, war denn auch ausser
einigen Batümbäumen etwas Korn zu sehn. Panther sollen
in dieser Gegend in grösser Menge hausen.
Am nächsten Tage lenkten wir gleich beim Aufbruch unsere
Schritte auf den Pass zu, dessen umgürtende Kegelhöhen
Gypsschichten zeigten. Wir überschritten eine Menge
kleiner, jetzt ausgetrockneter Regenbäche und dann ein grösseres
Bett, dessen Rand mit einer Fülle von Batümbäumen
umsäumt war. Nach einer Stunde hatten wir die Höhe des
Passes erreicht, der hier breiter wird, indem die Berge nach
jeder Seite zurücktreten. Eine entferntere Kette bildete den
Hintergrund. Wir waren nicht wenig erstaunt, in den Höhlen
des felsigen Bodens des Wadi Mesummita, das wir 8-§- Uhr
durchschnitten, Regenwasser angesammelt zu finden, das uns
denn auch einen erfrischenden Trunk gewährte. Es war dies
ein ganz aussergewöhnliches Labsal, da jüngst erst heftiger Regen
gefallen war; im Allgemeinen darf der Reisende keineswegs
darauf rechnen, hier Wasser zu finden. Der Boden
Das Thal von Misda. 107
wurde hier sehr aufgerissen und steinig und veranlasste, dass
wir nur sehr langsam, vorwärts rückten, in 17 Minuten nur
eine halbe Meile.
Die Hügel zur Rechten zeigten regelmässige Schichten von
Sandstein. Ein. anderer Engpass folgte, welcher uns endlich
auf eine von leichten Höhen umschlossene Thalebene, „Wadi
Lilla” genannt, brachte. Dies Wadi zeigte viele Spuren früheren
Anbau’s , und nahe dahinter wurden andere Zeichen
Römischer Industrie sichtbar, die es immer deutlicher machten,
dass auch durch diese wüste binnenländische Gegend einst
eine Römische, mit niedlichen Meilensteinen die jedesmalige
Entfernung angebende Poststrasse führte; leider aber ist
keine der neunzehnzeiligen Inschriften leidlich erhalten. Eine
kléine Heerde Ziegen und das Bellen eines Hundes gaben
den Beweis, dass die Gegend selbst in ihrer gegenwärtigen
Abgestorbenheit noch nicht ganz unbewohnt se i
Die Landschaft ganz in unserer Nähe wurde nun lebhafter.
Eine Sklaven-Kafla mit 25 Kameelen und etwa 60 Sklaven,
meist weiblichen, dem unglücklichen Erzeugniss der Landschaften,
denen wir entgegenrückten, zog an uns vorbei.
Endlich, etwa l j Stunde nach Mittag, betraten wir einen
kleinen Engpass, aus welchem wir bald in den nordwestlichen
Zweig des Thaies von Misda, „Wadi Ude-Scheräb” genannt,
eintraten.- Die kleine Rinne, welche die nackte, mit
Kieseln bestreute Thalebene durchzieht, war auch hier mit
vielen Batümbäumen umsäümt. So erreichten wir mit etwa
3 Meilen das westliche Ende der kleinen Oase von Misda.
Allerdings hatte ich sie mir von grösserer Ausdehnung
vorgestellt, als sie wirklich war; aber doch erfüllte mich der
Anblick der schönen reifenden Gerstenfelder, die in Folge
künstlicher Bewässerung in der grössten Regelmässigkeit dastanden,
von den Dattelbäumen wie von einem lebendigen
Rahmen umschlossen, mit inniger Freude. Wir zogen
zwischen den zwei getrennten Quartieren oder Dörfern, die
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