dahin schäumte und zahlreiche Gruppen von Palm-, Granat-,
Feigen- und Äpricosenbäumen bewässerte. Nachdem wir in
der prachtvollen Schlucht eine Zeit lang hingezogen waren,
erstiegen wir ihren östlichen Abhang und folgten dem äus-
sersten Rand auf horizontaler Kalkschicht. So näherten wir
uns wiederum der Türkischen Zwingburg; aber ehe wir unser
Zelt erreichen konnten,- waren wir genöthigt, eine andere tiefe
Schlucht zu überschreiten. Da gerade Markttag war, fanden
wir ein wenig Verkehr und Lebendigkeit, aber der Markt war
wahrhaft erbärmlich und der Anblick der Türkischen Truppen,
welche vor der Burg Übungen machten, konnte den
Mangel nationaler Wohlfahrt und volksthümlichen Gedeihens
keineswegs ersetzen.
Beinahe alle Stämme westlich von den Rieina gehören zur
Berber-Nation. Dahin sind zu zählen: die Sintän, welche früher
sehr mächtig waren und sogar noch jetzt im Besitze einiger
Grundstücke und Pflanzungen sind, bis in’s Herz von Fe-
sän, die Fissätu, die Ueläd Schebel, die Selemät, Arhhebat,
Haräba, Genafid, Kabäü und die Nalüd. In Bezug auf die
westlichsten dieser Stämme hat Herr Prax auf seinem Wege
nach Tuggurt einige neue Beobachtungen gemacht.-
Nachdem wir vom Keimakäm freundschaftlich Abschied genommen,
verliessen Overweg und ich unser Lager bei der Burg,
um, geführt von einem trauten schwarzen Diener des Befehlshabers,
Namens Barka, unsere kleine Versuchsreise in östlicher
Richtung an den so mannichfaltig gestalteten Gehängen
der Hochebene fortzusetzen. Unser Weg führte an mehreren
Dörfern vorbei und durch ein Thal, reich mit schönen Olivenbäumen
geschmückt. So erreichten wir Um e’ Sersän, ein bedeutendes
Dorf, das auf einem abgerundeten Hügel in der Mitte
des Thaies gelegen und mit schönen Obstgärten umgeben ist.
Um e’ Sersän ist unter den Bergbewohnern dieser Gegenden
wohlbekannt als ein Herd des Aufstandes; denn alle nationalen
Erhebungen im ganzen Gebirgsbezirk des Yefren nahmen hier
ihren Anfang. Die ganze Nachbarschaft ist voll Erinnerungen
vom Freiheitskriege her, und etwa eine halbe Stunde Weges
hinter dem Dorfe sind die Reste einer Befestigungsmauer,
Namens Mätans, hinter welcher die Araber den Unterdrückern
bedeutenden Widerstand leisteten.
Nachdem wir ein einzelnes Pachtgehöft — hösch — pas-
sirt hatten, dessen reiche, wohlgepflegte Olivenpflanzung das
Zeugniss eines gewissen Grades von Industrie ablegte, erreichten
wir die Ruinen eines befestigten Dorfes, aus welchen das
Römische Grabmal, von den Arabern mit dem bemerkens-
werthen Namen „Ensched e’ Ssufet” bezeichnet, plötzlich und
unversehens uns vor Augen trat. Wir hatten es schon vor
einigen Tagen beim ersten Erklimmen der Hochfläche erblickt
und auch wiederum gestern und heute; aber als wir ihm
näher kamen, war es von den abgesonderten konischen Höhen,
welche, von der unteren ganz horizontalen Kalkschichtung
aufsteigend, die Oberfläche dieses Plateau’s bilden, ganz
und gar verdeckt. Diesen Punkt hatten wir uns zu unserem
Nachtlager auserkoren. Während unsere Leute das Zelt
aufschlugen, gedachte ich mir noch einen vorläufigen Überblick
des Denkmales zu verschaffen, aber die Dunkelheit erlaubte
nicht, den bezeichnenden Charakter genau zu unterscheiden.
[Montag, \\tm Februar i\ Nach einer überaus kalten Nacht
—- das Thermometer zeigte am Morgen nur 3° - ja erstieg ich
mit dämmerndem Tage den höheren Hügel, welcher dem Monument
gegenüberliegt, und hatte eine weit ausgedehnte Aussicht;
aber alles war ebenes Hochland, anscheinend ohne
Unterbrechung durch irgend eine Anhöhe. Jedoch erschien
mir die Landschaft, zumal mit dem Denkmal im Vordergrund,
überaus charakteristisch, und ich konnte nicht umhin, eine
Skizze davon zu entwerfen.
Auf diesem Hügel selbst lag einst eine Burg, aus Quadersteinen
erbaut. Ihre Grundmauern'sind noch jetzt zu unter