tig, weil ich noch zweimal unter bedeutungsvollen Umständen
mit ihm Zusammentreffen sollte, und zwar bei meinem Aufbruch
von und bei meiner endlichen Rückkehr nach Fesän.
Er sass gerade behaglich auf einem Feldstuhle am Thore
des Kasr im Genüsse der Abendkühle. — Die ganze Pflanzung
von Sauya, zu welcher Gamüda gehört, soll 130,000 Palmbäume
enthalten.
Nur um unsere Zeit gut zu benutzen, hatten wir uns zu
einem Ausfluge duych diese Gegenden entschlossen. Unsere
ganze Geisteskraft war auf andere Gegenden gerichtet. Wir
hatten unsere Diener ihres Zusammenhanges mit dem Lande
der Schwarzen wegen gemiethet, und natürlich wandte sich
darauf stets das Gespräch. So unterhielt mich Ibrahim heute
mit sehr anziehenden Erzählungen vom Sudan; denn obgleich
in Bagirmi geboren, war er doch auch im benachbarten Män-
dara viel umhergereist. Er war voll Begeisterung, wenn er
von der grossen und starken Bergstadt Karaua sprach 1
einer Stadt, von welcher ich damals wenig wusste, worüber
seine Angaben aber später sich als ganz der Wahrheit getreu
herausstellten; —— auch die Stadt Mendif pries er als
eine schöne Siedelung am Fusse; des grossen gleichnamigen,
durch Denham so berühmt gewordenen Berges, und erzählte
uns viel von Mora. Diese Hauptstadt des kleinen Reiches
von Mandara stellte er jedoch als durch Räuberbanden sehr
unsicher gemacht dar. Auch diese Angabe ist in späterer
Zeit durch Dr. Yogel vollkommen bestätigt worden. Män-
dara, als der südlichste Punkt, den die frühere Expedition
erreicht hatte, und den man damals als den Anfang des hohen
Gebirgsgürtels Central-Afrika’s betrachtete, bildete hei
mir sowohl als bei Dr. Overweg heim Antritt unserer Reise
den Kulminationspunkt geistiger Anziehungskraft und schwebte
uns stets als die erste wohl zu erreichende Stufe zu unserem
ferneren abenteuerlichen und ungewissen Vordringen vor den
Augen.
[Mittwoch, 6tem Februar.] Wir Hessen unsere Kameele die
direkte Strasse unserer projektirten kleinen Unternehmung
verfolgen, indem sie den mit der Seeküste parallel laufenden
Pfad verliessen und allmählich südwärts sich wendeten. Wir
selbst dagegen durchzogen auf Kreuz- und Querwegen die
Pflanzung, um Vorräthe von Datteln und Korn einzukaufen.
Der Morgen war überaus schön, und es war ein lieblicher
Ritt; denn nichts ist schöner als ein Morgenspaziergang in
einer Palmenpflanzung. Bald jedoch mussten wir von den
Palmen Abschied nehmen, und auch der grasige Boden, der
eine Weile sich hinzog, machte bald tiefen Sandhügeln Platz,
die sich an dieser Küste so charakteristisch dicht hinter dem
schmalen Saume der Pflanzungen reihen und dem verwöhnten
Europäer einen Vorgeschmack der Wüste geben. Weiterhin
wurden dieselben von einem mehr begünstigten Fleck
unterbrochen, wo Melonen in grösser Anzahl gepflanzt waren.
Etwa vier Meilen hinter der Pflanzung nahm der
Boden wieder eine reichere Natur an, mit vielen Arten vortrefflichen
Kameelfutters, denen Dr. Overweg besondere Aufmerksamkeit
schenkte. Die Einwohner von Sauya vertauschen
jeden Sommer ihre festeren Behausungen in der an-
muthigeren, aber Fiebern mehr ausgesetzten Pflanzung gegen
leichtere Wohnungen in diesen kahleren, aber gesünderen
Sandsteppem Hier war noch nichts von Höhen zu sehn,
aber kurz vor Mittag gewannen wir einen schönen Blick
über den mannichfaltig gestalteten Kamm der vor uns liegenden
Bergreihe, über die vom Thurm der grossen Moschee
in Tripoli eine weite Aussicht sich eröffnet. Diese Steppe
bot wahrscheinlich in älteren Zeiten einen ganz anderen Anblick
dar; denn selbst jetzt noch begreift sie einige zum
Kombau vortheilhaft benutzte Stätten, wie namentlich die
Gegend am Fusse des Hügels Mamüra, welcher von allen
Seiten einen hervorragenden Punkt darstellt.
Später, Nachmittags, betraten wir wohlbevölkertes Land,