XVI. Kapitel.
ben, auf welchem Wege der Glaube an die Eine Gottbeit,
vom fernen Osten ausgehend, in’s Land der Schwarzen eindrang.
Gegenwärtig ist der heilige Umkreis des „Mssid” oder der
„Mesälla” nur durch Steine bezeichnet, welche, in regelmässiger
Weise ausgelegt, einen Platz von 60 bis 70 Fuss Länge
und 15 Fuss Breite umschliessen; der Mämber oder die Gebetnische
ist — ob absichtslos oder mit Vorbedacht , kann
ich nicht sagen — mit einem kleinen Talhabaume geschmückt.
Dies ist der verehrte und weltberühmte Makäm e’ Scheich
ben rAbd el Kerlm, wo kein vom Norden kommender Moslimi-
scher Reisender unterlässt, sein Gebet zu verrichten. Andere
nennen den Platz Mssid Ssidi Baghdädi (der Name Baghdädi
wird von den Schwarzen häufig dem Scheich gegeben, weil
er sich lange im Osten aufgehalten). Ich werde auf diesen
Namen später noch einmal zurückkommen und eine andere
Erklärung mit Bezug auf das hohe Alter des Isslams in
der Stadt Daura anführen.
Endlich stiegen wir von diesem rauhen, zerrissenen Felsboden
in den oberen Theil des berühmten Thaies Aüderas
hinab. Ein schwacher Ruf von diesem schönen Thale hatte
schon vor mehreren Jahren in Europa sich verbreitet und
die Neugierde der Wissbegierigen erregt, mehr davon zu erfahren.
Hier lagerten wir, so nass wie wir waren, am Abhange
des Felsterrains, um uns gegen die Feuchtigkeit des
Thalbodens zu schützen. Uns gegenüber, gegen Süden, lag
auf dem Gipfel einer Felskuppe das kleine Dorf Aeruen
wuen Tidrak. Ein anderes, Ifargen genanntes Dorf liegt oberhalb
im Thale, an der Strasse von Aüderas nach Damerghü.
Bei unserer Rückkehr sah ich in diesem fruchtbaren Thale
eine barbarische Art Ackerbau; drei Sklaven waren nämlich
an eine Art von Pflug gejocht und1 wurden von ihrem Herrn
wie Ochsen zur Arbeit getrieben. Dies ist wahrscheinlich
der südlichste Platz in Central-Afrika, wo der Pflug ge