Räumen geziert. Im Ganzen macht das Städtchen den Eindruck
eines Kinderspielzeugs, so klein, niedlich und sauber
ist Alles; denn es ist noch kleiner als Rhät — mit etwa
150 Wohnungen — und mit grösser Regelmässigkeit gebaut,
während Rhät einen unregelmässigen Umkreis bildet
Wir hatten uns in einer Sackgasse festgelaufen, bis wir
endlich durch das Südthor das kleine Städtchen wieder verbessern
Ich glaube, dass es, wie Rhät, vier Thore hat. An
dieser Seite des Ortes Regt innerhalb der Mauer die Moschee,
ein Gebäude von ansehnlicher Grösse im Verhältniss zur Kleinheit
des Städtchens. Sie hat einen hohen Minäreh und war
erst vor Kurzem weiss angestrichen, so dass sie ein überaus
sauberes Ansehn hatte. Der ganze Ort, so klein wie er ist, hat
sicherlich etwas Anziehendes und ein längerer Aufenthalt
würde gar angenehm gewesen sein.
Indem wir uns unserem Lagerplatze wieder zuwandten,
schlugen wir einen längeren, südlicheren Weg ein, als auf
dem wir gekommen waren, so dass ich Gelegenheit hatte,
einen guten Theil der Pflanzung zu sehn. Der Boden ist hier
meist mit Salz gesättigt, und die meisten Brunnen enthalten
salziges Wasser. Leider waren sie augenblicklich nicht in
Thätigkeit, um zu sehn, wie sie bearbeitet werden. Erst am
folgenden Morgen sah ich, dass hierzu ausser Eseln auch
Sudanrinder benutzt werden. Alles gab Beweis von einem
hohen Grad von Industrie. Die Gärten waren gut gehalten;
allerdings könnten hier noch viel mehr Brunnen sein; auch
Kom war nur wenig angebaut. Ich möchte hier erwähnen,
dass das Yerhältniss, in dem die grosse Menge von „duchn”
oder, „eneü” (Pmnisetwm typhoideum), ilie hier sowohl wie in
Rhät gebaut wird, zum Waizen und zur Gerste steht, schon
deutlich auf eine engere Verbindung dieses Landstriches mit
Central- als mit Nord-Afrika hinzudeuten scheint. Auch eine
grosse Menge Gemüse wurde gezogen. Einige dieser kleinen
Gemüsegärten waren sorgsam mit Palmblättem eingezäunt,
doch war dies nicht allgemein der Fall. Der liebliche Hain
wurde von einer grossen Anzahl Tauben heiter belebt, indem
sie - auf den Zweigen der Palmen ihre fröhlichen und losen
Spiele trieben. Auch Esel waren in ziemlicher Anzahl zu
sehn, Rindvieh aber sah ich bei dieser Gelegenheit gar nicht.
Bei weitem interessanter war die Scene, welche das Treiben
der Menschen dem Auge darbot. Zufriedenheit und Behaglichkeit
und selbst ein gewisser Grad von Bequemlichkeit
schien liier zu herrschen, so weit sie für Menschen in einfachen
Lebenszuständen wünschenswerth sind. .Ich war über
die grosse Menge der aus Palmzweigen erbauten Hütten— „te-
käbber” — die ich hier sah, nicht wenig erstaunt. Die meisten
derselben waren von ansehnlichem Umfang und hatten mehrere
Räume; alle hatten flache Dächer und die meisten eine
oblonge Form. In ihnen wohnen die Imrhäd oder Merätha,
wohl Alle . zum Stamme der Aferkenen gehörig , von- denen
gegenwärtig die Mehrzahl auswärts beschäftigt zu sein schien.
Trotzdem waren diese leichtgebauten Vorstädte voll Lehen
durch die Menge kleiner Kinder; auch fast jede Frau trug
einen jungen Säugling, der noch unfähig war zu gehn, in
ihrem Gewände auf dem Rücken aufgebunden. Sie waren
Alle schwarz, aber gut gebaut und jedenfals von höherer
Entwickelung, als jene Mischlings-Rasse in Fesän. Die Männer'
trügen meist blaue Hemden und den schwarzen Gesichts-
shawl, der im Temä-schirht. „tessil - gemist”, von den Arabern
aber „lithäm” genannt wird. Die Frauen waren nur mit der
Turkedi oder dem'Sudantucfl bekleidet,"das so um den Körper
gewunden wird, dass der obere Tlieil, auch die Brust,
unbedeckt bleibt. Sie verstanden meist nur Temä-schirht
und nur Wenige schienen mit der Haussa - Sprache bekannt
zu sein. Da wir nämlich Geflügel zu kaufen wünschten,
hatten wir Gelegenheit zu versuchen, mit den Leuten ein Gespräch
anzuknüpfen. Die Männer rauchten fast insgesammt;
von den Frauen bemerkte ich dies nicht.