das letzte Glied in der Kette bildet, welche die Imrhäd mit
den Asgar vereint. Ein anderes Glied in diesem eigenthüm-
lichen Verbände wird von den Makeresang gebildet, welche,
gleich den Ebengenannten, sich der Autorität des, Häuptlings
Nachnüchen fügen; dann folgen die Ifelelen, die mit
den Imrhäd zusammen in Tasll angesessen sind. Es sind
dies alles entartete und herabgesunkene Stämme, die einen
mittleren Rang zwischen den „Freien” und den Leibeigenen
bilden. Den angesehensten Platz unter ihnen nimmt eine
Abtheilung der Materhilelen ein, die jetzt im Wadi el Gharbi
in Fesän angesiedelt sind, während ihre Verwandten sicherlich
zu den Imrhäd gehören. Dies ist der beste Beweis,
dass der Name ;,amrhi” nicht Verschiedenheit nationaler Abkunft,
wie ich zuerst meinte, als ich mit diesen eigenthüm-
lichen Verhältnissen in Berührung kam, sondern Verschiedenheit
der Stellung im Leben bedeutet.
Eine andere Abtheilung oder ein Stamm, der weitläufig mit
den Asgar verbunden ist, aber gegenwärtig nicht als „edel”
oder vollkommen frei betrachtet wird, sind die». Tenilkum
oder vielmehr Tinylkum*), von denen ich schon zu wiederholten
Malen zu sprechen Gelegenheit gehabt habe. Dieser
Stamm hat sich durch seine aseetischen Sitten hohes An-
' sehen verschafft und ist dadurch in den Stand gesetzt, fast
ohne Störung den. Verkehr zwischen Fesän und dem Sudan
fortzuführen. Gegenwärtig sind sie theils in Tigger-ode angesiedelt,
wo ihr Häuptling Hadj Ah seinen Sitz hat, theils
im Wadi el Gharbi und in der Nachbarschaft von Tessaua;
aber ihre alten Sitze waren im Süden von Rhät und eine,
lange Zeit scheinen sie selbst die Herren dieses Ortes gewesen
zu sein, da sie zur Schlichtung des Streites zwischen
seinen ursprünglichen Bewohnern, den Kel-tellek, und den
*) Das heisst: „(die Leute) von Ylkum”. Was „ylkum” bedeutet, ob eine
Stätte, Brunnen oder was sonst, bin ich nicht im Stande zu sagen.
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Makamummasen herbeigerufen wurden. Wie ich oben angab,
bildet • die herrschende Klasse der Asgar den bei weitem
kleineren Theil der Bevölkerung des Landes, während die
grosse Masse derselben in einer unterjochten und erniedrigten
Menge besteht. Diese werden Imrhäd genannt oder in
der Arabischen Form des Namens Merätha oder auch Me-
tathra. Diesen Namen betrachtete ich früher als einen
Volksnamen, fand jedoch später, dass es. ein allgemeiner
Beiname ist, der von den verschiedenen Stämmen der Tuaregs
gebraucht wird, um unterworfene und erniedrigte Stämme
zu bezeichnen. Die Singularform des Namens ist „amrhi”*),
welches der gerade Gegensatz von amöscharh Ist und „leibeigen”
bedeutet, während der letztere Name den „Freien”,
„Edlen” bezeichnet.’ So wird Imrhäd fast ganz dem Ausdruck
„choddemän” entsprechen, den wir bei. den Arabern
der westlichen Wüste finden werden. Was speciell die
Imrhäd der Asgar angeht, so unterscheiden sie sich ansehn-
j^ch. von der herrschenden Klasse, besonders die Frauen.
Denn während die Imöscharh leidlich helle Farbe haben, sind
sehr Viele der Imrhäd fast schwarz; dessen ungeachtet aber
haben die Männer einen schönen, schlanken Wuchs und durchaus
keine Negerphysiognomie, sondern zeichnen sich im Allgemeinen,
so viel ich von ihnen sah, durch ihre regelmässigen
scharfen Züge aus, während die Frauen wenigstens in I
ihren Formen sich mehr den Negern zu nähern scheinen.
Was die Sprache der Imrhäd der Asgar betrifft, so gestehe
ich offen, dass ich nicht im Stande bin, mit Zuversicht zu
entscheiden, ob sie überwiegend Haussa—- oder vielmehr
Göber — ■ oder Berber ist, da ich zu wenig Verkehr mit
’ Plnr- Dieser Name ist der beste Beweis, um zu zeigen,
wie wichtig es ist, in einigen dieser Namen das c durch rh darzustellen.
Denn sonst sieht man kaum, wie die Araber ein einfaches V daraus machen
konnten. }